Um die Vermittlung von Tricks und Tipps geht es dem Verfasser nicht, stellt er
zu Beginn seines "Erziehungsberaters" klar. Ausführlich und mit
vielen Beispielen erläutert Jan-Uwe Rogge die kindliche Entwicklung zwischen
dem 5. und 11. Lebensjahr, zwischen dem Ende der Kindergartenzeit und dem
Beginn der Pubertät. Die Beschreibung der moralischen und sozialen Entwicklung
und des kindlichen Denkens nimmt den Hauptteil des Buches ein. Die Reifung
verläuft nach Rogge bei jedem Kind in eigenem Tempo und nach inneren Gesetzen,
auf die Eltern und Erzieher oft wenig Einfluss haben. Der Autor ermutigt seine
Leser, ihre Kinder anzunehmen, ihnen Halt zu geben und sie nicht mit
Geschwistern oder Freunden zu vergleichen. Rogge überzeugt Eltern, sich in
Erziehungsfragen an eigenen Beobachtungen zu orientieren, ohne sich von anderen
Menschen nervös machen zu lassen. Die Leser erfahren, wie Kinder im
Grundschulalter mit ihren Gefühlen, mit Angst, Trotz und Wut umzugehen lernen.
Eltern müssen Krisen und Stagnation in der Entwicklung akzeptieren lernen. Die
kindliche Perspektive wird treffend dargestellt. Rogge unterstützt seine Leser
und Zuhörer darin, rhetorischen Scharmützeln, geschwisterlichen Machtkämpfen
und den Erziehungsvorstellungen der Großeltern gelassen gegenüber zu treten.
Am Beispiel des Jungen Alexander im ersten Kapitel, der sich langsam entwickelt,
weil er schwer hört, hätte der Autor deutlicher darstellen müssen, dass die
unter Erzieherinnen und Beratern verbreitete Ansicht "Jedes Kind ist eben
anders" auch zu unnötigem Leiden führen kann und dazu, dass nötige
Förderung zu spät einsetzt.
Auch in diesem Ratgeber setzt der Autor seine Lieblingsfigur ein: die
überfürsorgliche, schnell einmal unbeherrscht reagierende Vollblut-Mutter. Ihr
und allen anderen pädagogisch Interessierten vermittelt er Vertrauen in die
eigenen Fähigkeiten und Gelassenheit im Erziehungsalltag.
Fazit
Jan-Uwe Rogge beschreibt treffend die kindliche Entwicklung im Grundschulalter,
stellt humorvoll alltägliche Konflikte in den Kampfzonen Kinderzimmer und
Familientisch dar und regt seine Leser dazu an, stets das eigene Verhalten und
Vorbild im Auge zu behalten.
Vorgeschlagen von Helga Buss
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veröffentlicht am 09. Januar 2007 2007-01-09 10:40:03