Es soll ja Menschen geben, die nicht in einer großen Familie mit unzähligen
Onkeln, Tanten, Cousins und Großnichten aufgewachsen sind. Oder solche, die
schon beim Wort "Familie" aufgrund traumatischer Erlebnisse in der
Kindheit eine Gänsehaut bekommen. All jenen sei "Familiensilber"
empfohlen, die fast 600 Seiten starke Geschichte einer Sippe von vier
Generationen, die ihre Wurzeln in Danzig und ihren heutigen Mittelpunkt in
Neuenburg in Oberfranken hat. Dort wohnt Barbara, 49 Jahre alt, und feiert
Silberhochzeit. Zu so einer Gelegenheit kommt natürlich die "ganze
Mischpoke" angereist - Holger und Püppi, Thomas und Christa, Tante Grete,
Tante Anni, und wie sie alle heißen... Der sprachgewandten Sabine Friedrich
(studierte Germanistin und Autorin von bereits vier weiteren Romanen) gelingt es
allerdings, den ganzen vielen Anverwandten eine glaubwürdige Persönlichkeit zu
verleihen - und bevor der Leser sich versieht, hat er sich tief in die Gedanken
und Gefühle der Protagonisten verstrickt. Geradezu liebenswert erscheinen die
Figuren im Kampf mit ihren Alltagssorgen, seien es Nachkriegswehen,
Kleinstadtprobleme oder Kinderfragen. Auch die familientypischen Ärgernisse
sind im großen Überblick gar nicht so schlimm wie aus der Perspektive des
einzelnen - ganz wie im richtigen Leben! So gesehen ist
"Familiensilber" ein unterhaltsames Plädoyer gegen das Singledasein:
es mag nicht alles toll sein, doch man hat irgendwo seinen Platz in der Sippe.
Oder ist "Familie" heutzutage doch ein Auslaufmodell?
Fazit
Unterhaltsame Familienchronik, die verschiedene Epochen glaubwürdg
wiederspiegelt.
Vorgeschlagen von Annette Rieck
[Profil]
veröffentlicht am 06. Januar 2007 2007-01-06 14:12:25