Black Box BRD ist das Buch zum gleichnamigen Film von Andreas Veiel. Hierbei
handelt es sich aber nicht um den Versuch, auf anderem Wege noch mehr Geld zum
gleichen Produkt zu machen, denn das Buch nimmt sich die Zeit, die beiden
Hauptproganisten des Films, den Banker Alfred Herrhausen und den mutmaßlichen
RAF-Terroristen Wolfgang Grams, in Ruhe zu betrachten.
Herrhausen, in jungen Jahren Schüler der NS-Elite-Schule, steigt nach dem Krieg
schnell in die Wirtschaft ein und findet sich schon mit Anfang 40 bei der
Deutschen Bank wieder. Auch dort strebt er nach dem "heiligen Gral",
er will der Beste unter den Besten sein. Dabei eckt er oft an und macht sich
keine Freunde. Trotz dessen gelingt es Herrhausen, durch seine fordernde,
logische Art, Erfolge zu erzielen und er wird schließlich Vorstanddsprecher.
Auch danach ist er immer wieder für Überraschungen gut: Er fordert den
Schuldenverzicht der Dritten Welt gegenüber und will die Bank fitmachen für
die Globalisierung. Das geht einigen Kollegen viel zu weit. Im November 1989
wird Herrhausen dann Opfer eines RAF-Attentats.
Grams, gut 30 Jahre jünger als Herrhausen, wächst in Wiesbaden auf und hat die
typisch-jugendlichen Probleme mit seinen Eltern. Nach dem Abi weiss er nichts so
recht mit sich anzufangen und rutscht über seine WG in die
RAF-Sympathisanten-Szene. Aus Unmut über die Lebensbedingungen der Häftlinge
engagiert sich Grams bei Besuchen und illegen Kurierdiensten. Seine Position
radikalisiert sich zusehends und alte Freunde bleiben auf der Strecke. Anfang
der 80er entschließt sich Grams, in die Illegalität zu wechseln. 1993 kommt er
unter bisher noch ungeklärten Umständen im Beisein einer GSG 9-Einheit im
Bahnhof von Bad Kleinen zu Tode.
Die Lebensentwürfe von Herrhausen und Grams sind typisch für die BRD nach dem
2. Weltkrieg, deshalb ist "Black Box BRD" fast schon Pflichtlektüre
für den zeitgeschichtlich Interessierten Leser.
Fazit
Black Box BRD ist eine Mischung aus Sach- und Erzählbuch. Angehörige und
Freunde der beiden Hauptdarsteller kommen zu Wort und zeichnen ein lebendiges
Bild. Dadurch ergibt sich beim Lesen eine beklemmende Authentitzität. Etwas zu
kurz gerät die Illegalen-Zeit von Grams, was auch kein Wunder ist, aber deshalb
trotzdem nur acht Sterne.
Vorgeschlagen von Jan C. Rode
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veröffentlicht am 09. Februar 2003 2003-02-09 19:50:14