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Robert Harris: Imperium

Imperium

von Robert Harris
Verlag: Wilhelm Heyne Verlag [mehr Bücher von diesem Verlag zeigen]
Sparte: historischer Roman
ISBN-13 978-3-453-26538-7

Preis: 3,63 Euro bei Amazon.de [Stand: 21. November 2024]
Robert Harris hat mit "Imperium" einen durchaus spannenden Roman um den römischen Denker und Politiker Marcus Tullius Cicero vorgelegt, der aus Sicht seines Sklaven, Tiro, beschrieben ist. Er beschreibt allerdings nicht das gesamte Leben Ciceros, sondern lediglich seinen Aufstieg zur Macht, welches im römischen Reich als "Imperium" bezeichnet wird. Dabei "pickt" sich der Autor zwei Ereignisse heraus, die den Schwerpunkt seines historischen Romans bildet. Den Aufstieg Ciceros als Anwalt, den er durch seinen Prozess gegen den korrupten Statthalter Siziliens, Verres, erlangte. Detailliert wird beschrieben, welchen Mut es erforderte, sich gegen die Arostokraten und den lange mächtigen Statthalter zu stellen. Doch Cicero, der eigentlich den Popularen, also dem "Volk" in Rom nahestand, belässt es nicht dabei. Um sein erstrebtes Ziel, Konsul zu werden, zu erreichen, packtiert er im zweiten Teil des Romans auch mit den Aristokraten und seinem bislang verhassten Gegner Hortensius.

Nun ist Cicero immer schon dankbares Objekt der Literatur gewesen, man denke an Steven Saylors spannenden historischen Kriminalroman: "Das Lächeln des Cicero", welches den Prozess gegen Sextus Roscius beschreibt.

Harris Roman ist spannend geschrieben. Man legt ihn nicht aus der Hand. Er lässt mich aber dennoch unbefriedigt zurück. Denn zum einen werden wichtige Begriffe des politischen Systems in der römischen Republik, also das des Aedils, des Quaestors, des Konsuls eben nicht ausreichend beschrieben. Auch der historische Hintergrund der beteiligten Personen bleibt seltsam blass. Wie kam Ciceros Intimfeind Crassus zu seinem Aufstieg? Dass er abgebrandte Häuser wieder aufbauen ließ und dafür Vermögen kassierte, kommt - im Gegensatz zu Steven Saylors Roman - nicht heraus.

Alle Politiker, von Crassus, über Catilina, Caesar werden als Intriganten beschrieben, doch auch Cicero erscheint - je länger je mehr - als Opportunist, was insbesondere seinen jüngen Bruder Lucius in den Freitod treibt. Es hätte sich angeboten, eine Skizze über die Verhältnisse der römischen Republik zu schreiben und den Alltag - jenseits der Intrigen - deutlicher zu beleuchten. Spätestens bei der Beschreibung des brutalen Senators Catilina hätte es sich doch angeboten, die nach diesem benannte Verschwörung - die Cicero immerhin aufdeckte! - zu beschreiben.

So bleibt der Eindruck (leider) bestehen, dass Harris hier relativ willkürlich zwei Episoden aus dem Leben Ciceros herausgriff und um sie herum eine - zugegebermaßen spannende, aber letztlich nicht zufriedenstellende, "Story" drum herum schrieb. Zumindest hätte der Autor kurz den weiteren Lebensweg seines Protagonisten erläutern müssen. An andere historische Romane, etwa Robert Graves: "Ich Claudius, Kaiser und Gott" kommt das Buch daher nicht heran, zu eindimensional schematisch erscheinen die Charaktere und zu sehr "selektiv ausgewählt" und auf einen Spannungsbogen zugeschnitten scheinen die Episoden.

Wer sich näher über Cicero kurz informieren will, sollte nach der Lektüre dieses Buches Fuhrmanns Biographie: "Cicero und die römische Republik" oder Karl Christs: "Krise und Untergang der römischen Republik" heranziehen - oder eben googeln.
Fazit
ein spannender historischer Roman, der aber letztlich nicht ganz befriedigt.
6 Sterne6 Sterne6 Sterne6 Sterne6 Sterne6 Sterne6 Sterne6 Sterne6 Sterne6 Sterne
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Vorgeschlagen von Bernhard Nowak [Profil]
veröffentlicht am 29. Dezember 2006

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