Esther Lichtblau, geborene Lemberger, hat am selben Tag Geburtstag wie ihre
Enkelin Ulrike; die Oma wird 75, die Enkelin 16 Jahre alt. Esther und Ulrike
feiern die beiden Geburtstage mit einer gemeinsamen Reise nach Shanghai. Esther
will den Ort wiedersehen, an dem sie als 16-jährige Zuflucht vor der drohenden
Verfolgung durch die Nationalsozialisten fand. Ihre Eltern hatten Esther damals
kurz entschlossen mit Thalweg, einem Mitarbeiter des Vaters, verheiratet und das
junge Paar nach Shanghai in Sicherheit geschickt. Ulrike ist brennend daran
interessiert, warum Esther inzwischen mit Robert Lichtblau, Ulrikes Großvater,
verheiratet ist und was das für eine geheimnisvolle Liebesgeschichte ist, die
Esther immer wieder andeutet. Großmutter und Enkelin entdecken gemeinsam das
moderne Shanghai. Oma Esther erzählt dabei gern und viel; sie verliert sich in
Tagträumen und Erinnerungen. Ulrike bleibt nichts anderes übrig, als ihrer Oma
geduldig zuzuhören und immer wieder den Faden zur Geschichte des Ding An
aufzunehmen, der im Haus von Esthers Arbeitgeber als Chinesisch-Lehrer
arbeitete.
Fazit
Horst Hensel portraitiert eine alte Dame am Ende ihres abenteuerlichen
Lebensweges. Er verbindet die Reise-Erlebnisse der beiden Frauen mit der
Geschichte der kleinen Gruppe deutscher Emigranten, die sich während des
Nationalsozialismus in Shanghai durchschlugen. Trotz des bedächtigen
Erzähltempos hat die Handlung innere Spannung und bietet den Lesern immer
wieder unerwartete Wendungen.
Vorgeschlagen von Helga Buss
[Profil]
veröffentlicht am 05. Dezember 2006 2006-12-05 09:10:06