"Den Rubicon überschreiten" ist ein geflügelter Satz. Doch als Gaius
Julius Caesar dies mit seinen gallischen Legionen im Jahre 49 v. Chr.
tatsächich tat, bedeutete dies den Anfang vom Ende der bereits seit einem
Jahrhundert dahin sichenden Römischen Republik. Innerhalb weniger Jahre
besiegte er die republikanischen Heere, die unter Führung seines ehemaligen
Freundes und Schwiegersohnes Pompeius kämpften. Am Ende hätte Caesar es fast
geschafft, aus Rom eine Monarchie zu machen. Doch bevor es dazu kam, ermordete
ihn eine Gruppe von republikanischen Verschwörern an den Iden des März (15.3.)
44 v. Chr. Erst sein Neffe Octavianus sollte 15 Jahre später sein Erbe
antreten. Wir kennen ihn unter seinem Beinamen: Augustus.
Christian Meier, einer der bekanntesten populär-wissenschaftlichen
Althistoriker Deutschlands, beschreibt in seiner Cäsar-Biographie das Leben
dieses Mannes, dessen Name auch heute noch einen gewissen Klang hat. Und welcher
Lateinschüler kennt nicht seinen "De Bello Gallico"?
Caesar war ein Mann voller Widersprüche: Konservativer, aber doch
Revolutionär. Asket, führte er doch teils ein ausschweifendes Leben (Stichwort
Cleopatra). Aus altadliger Familie stammend, aber doch Führer der Popularen,
der römischen "Volkspartei" (wobei nicht Partei im heutigen Sinne
gemeint ist). Komprimiert beschreibt Meier Caesars Flucht vor dem Diktator
Sulla, seine Jahre im gallischen Krieg, die Zeiten des Triumvirats und der
Alleinherrschaft. Dabei kann sich Meier auf seine berühmten Studie "Res
Publica amissa" stützen, in der Meier schon einmal den Niedergang der
Römischen Republik beschrieben hat. Die Wirren der Revolutionszeit seit den
Gracchen und die Fortsetzung des Kampfes zwischen "Optimaten" und
"Popularen" prägten dieses Zeitalter des ständigen
"Verfassungskampfes". Dabei zeigt Meier die Ausformung des Allgemeinen
im Individuums auf. Denn vor Caesar gab es einen Sulla, Marius und Pompeius. Der
Niedergang der Republik war bereits vorgezeichnet.
Fazit
Höchst informativ, dennoch präsentiert in einer ansprechenden Form: So kann
man das Buch von Meier zusammenfassen. Meiers zweites großes Werk "Athen -
ein Neubeginn der Weltgeschichte" ist ebenfalls zu empfehlen. Auch dort
wird ein ähnlich angenehmer Stil gepflegt. Problematisch ist Meiers
wissenschaftlicher Bezug. Man kann ihm kaum Vorwürfe machhen, auch wenn manche
Forschungsberichte nicht integriert wurden. Aber gerade der Verzicht auf eine
Bibliographie (es werden nur einige grundlegende Werke und Quellen genannt) und
das Fehlen wenigstens rudimentäre Anmerkungen fallen unangenehm auf. Hier
hätte man mehr tun können, ja müssen, ohne das dies der Lesbarkeit einen
Abbruch getan hätte. Meier betont zwar, dass er ein Anhänger der narrativen
Schule ist. So aber dürfte es dem einen oder anderen Laien manchmal schwer,
allen Wendungen der Geschichte zu folgen, auch wenn Meiers Stil sehr prägnant
und einnehmend ist.
Dennoch: Wer sich über die Spätzeit der Römischen Republik und den Menschen
Caesar informieren will, ist hier richtig. Es ist ein Stück wirklicher
"Geschichtsschreibung" im besten Sinne.
Vorgeschlagen von B. Kiemerer
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veröffentlicht am 06. Februar 2003 2003-02-06 14:35:37