Eine höchst gelungene und überaus komische Satire auf die Fernsehwelt
Drei Männer und eine Frau, sämtlich "natural born loosers", die
jahrelang auf der Schattenseite des Lebens und des Showbiz gestanden haben,
sitzen, liegen, stehen in kleinen Zimmer und haben den Auftrag, eine
Fernsehserie zu schreiben.
Die einzige Bedingung lautet, dass die Autoren so schnell und so kostengünstig
wie eben möglich schreiben müssen, denn die französische Seifenoper wird in
den frühen Morgenstunden ausgestrahlt und hat ohnehin keine Zuschauer. Dem
Sender geht es bei der Produktion und Ausstrahlung der Soap nämlich lediglich
um die Anhebung der Quote des nationalen Filmanteils.
Das Quartett macht sich an die Arbeit. Es schreibt die Wahrheit, auch die des
eigenes Lebens: komisch, tragisch und stets phantasievoll. Und schon bald kommt
die erste Fanpost. Die Insassen eines Altenheims in der tiefsten Porinz und
andere Schlaflose sind begeistert! Womit keiner gerechnet hat und was auch
niemandem zunächst wirklich recht ist: Die Serie wird allmählich berühmt -
und damit beginnen die Probleme...
Die Franzosen liebten dieses Buch und es stand monatelang auf den
Bestsellerlisten. In Deutschland hingegen wurde es von Burkhard Scherer
verrissen, er schrieb Benacquista habe mit diesem Roman gründlich Schiffbruch
erlitten. Seine Romanidee bewertete Scherer noch als gelungen, aber er befand,
dass der Autor beim Schreiben des Buches selbst unter der Krankheit der
Seifenopernproduzenten gelitten habe und "Plattitüden niederschrieb, die
unter jeder Tür hindurchpassen". Ich will nun gar nicht behaupten, dass
die Deutschen stets Schwierigkeiten mit der Leichtigkeit haben, aber meiner
Meinung nach gehört genau das allerdings zum satirischen Stil der Grundstory
wie die Butter zum Brot. Ich habe mich jedenfalls königlich amüsiert und finde
die Art und Weise wie der Autor die glitzernde TV-Welt aufs Korn nimmt, absolut
nachvollziehbar, weil es ihm gelingt, die Balance zwischen satirischem Spaß und
emotionaler Anteilnahme zu halten.
Tonino Benacquista, geboren 1961 als Sohn italienischer Emigranten, lebt in
Paris. Er arbeitete als Schlafwagenschaffner und Pizzabäcker und fand so Zeit,
Geld und Themen für seine ersten Krimis. Für « Itakerblues » erhielt er 1991
den Grand Prix de Literature Policiere und den Prix Mystere de la Critique.
Fazit
Wer Lust auf ein komisches, leichtverdauliches Buch hat, ist mit dem
"Seifenopernquartett" bestens bedient!
Vorgeschlagen von Heide John
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veröffentlicht am 15. Oktober 2006 2006-10-15 17:28:01