Der Nachschlag: "Breit. Mein Leben als Kiffer" folgt einige Monate
nach der Titelgeschichte des Spiegel über die "Seuche Cannabis" beim
Rowohl-Verlag. Der Autor Amon Barth, der schon in der oben genannten Reportage
aus dem Nähkästchen plauderte, beschreibt darin die geballte Lebenserfahrung
seiner inzwischen 21 Jahre: mit 14 der erste Joint, mit 16 Dauerkiffer, mit 17
in der Psychiatrie. So liest sich das klassische Horrorszenario für besorgte
Mütter, argwöhnische Väter und mißtrauische Lehrer. Die Laufbahn des Amon
Barth ist mit Sicherheit jedoch kein Einzelfall, denn der verantwortliche Umgang
mit Drogen, auch wenn es sich "nur" um Haschisch oder Marihuana
handelt, ist eine klare Überforderung für die meisten Jugendlichen - und
Eltern. Die Diskussion über Für und Wider der Freigabe leichter Drogen kann
jedoch höchstens Folge dieses Buches sein, seine eigentliche Bedeutung liegt
woanders - es ist das, was einem Erwachsenem sonst nicht gestattet wird: ein
intimer Blick in eine Welt, zu der die Eltern meist keinen Zugang haben. Ob sie
kiffen oder nicht, was für Jugendliche wichtig ist, wie sie denken, reden,
miteinander umgehen, das wissen die meisten Erziehungsberechtigten nicht - vom
Verstehen mal ganz abgesehen. Insofern liefert Amon Barth eine ehrliche und
authentische Milieustudie (er besuchte ein humanistisches Hamburger Gymnasium
zur Jahrtausendwende), die wichtig ist. Ich empfehle es als abschreckendes
Beispiel allen Eltern und Lehrern, die mit Teenagern zu tun haben - und denen
gleich mit.
Fazit
Manchmal kann auch eine mißlungene Vorlage ein gutes Ergebnis hervorbringen...
Vorgeschlagen von Annette Rieck
[Profil]
veröffentlicht am 12. September 2006 2006-09-12 11:57:11