Leon de Winter wurde 1954 in s’Hertogenbosch als Kind holländischer Juden
geboren. Der Tod des Vaters war zugleich die Geburt seiner beruflichen Laufbahn
- schon als Teenager begann er zu schreiben, und erforschte darin seine
persönliche Identität und gesellschaftliche Stellung. Seitdem veröffentlichte
de Winter neun Geschichten, darunter "Super Tex" oder zuletzt
"Malibu", die ihn international bekannt machten. Sozusagen als
Nachtrag veröffentlicht sein Hausverlag Diogenes im September 2005 eine seiner
allerersten Arbeiten: "Place de la Bastille", geschrieben im Jahr
1981. Der Autor, damals 27 Jahre jung, beschreibt darin den fernsehsüchtigen
Geschichtslehrer Paul de Wit, der unter der Oberfläche seiner harmonischen
Existenz zu entgleisen droht. Vor rund 25 Jahren verlief eine solche Entwicklung
allerdings nicht in Richtung eines zivilisationskranken Gemetzels, sondern
fordert als Preis lediglich die unbedingte Loyalität zur Ehefrau sowie die
Konfrontation menschlicher Abgründe. Vorgeblich befindet sich der ausgebrannte
Lehrer Paul auf der Suche nach historischen Fakten über den französischen
König Ludwig XVI., doch im Grunde folgt er den Verwirrungen um seine eigene
Wurzeln. Er will das Ende der Flucht der französischen Monarchenfamilie
umzuschreiben, ebenso wie er es am liebsten mit seiner eigenen Vergangenheit tun
möchte... Leon de Winter selbst sollte zumindest in Bezug auf seinen Beruf
nichts dergleichen tun, denn "Place de la Bastille" zeigt eines: gut
schreiben konnte der Herr schon vor mehr als zwanzig Jahren!
Fazit
Nicht aufsehenerregend, aber eine angenehme Unterhaltung für einige kurzweilige
Stunden.
Vorgeschlagen von Annette Rieck
[Profil]
veröffentlicht am 12. September 2006 2006-09-12 11:48:51