Drei chinesische Kinder aus der Nähe von Beijing, aus der Provinz Gansu und aus
Tibet führen die Leser durch Geschichte und Gegenwart Chinas. Die drei Kinder
vermitteln, dass in China nicht nur Han-Chinesen, sondern Angehörige
verschiedener Nationalitäten leben. Pilons Buch informiert über Kultur und
Alltagsleben im modernen China. Die Leser erfahren Wissenswertes über die
chinesische Schrift, über Traditionen, Feste und die chinesische Küche. Im
Text wird ein ausgewogenes Bild des modernen China vermittelt. Kontroverse
aktuelle Themen wie die Landflucht als Reaktion auf unterschiedlichen
Lebensstandard in Stadt und Land, elterlicher Druck auf das einzige Kind, das
die Zulassung zum Gymnasium und zur Universität schaffen soll, und die
bevölkerungspolitischen Folgen der Ein-Kind-Politik werden für jugendliche
Leser verständlich erläutert. Dass Taiwan aus der Sicht der Volksrepublik
China als chinesische Provinz dargestellt wird, irritiert europäische Leser.
Die Abbildungen fiktiver chinesischer Kinder gefallen mir nicht. Die
Angehörigen unterschiedlicher Nationalitäten würden durch Fotos deutlicher
charakterisiert werden. Auch der Alltag 10- bis und 12-jähriger chinesischer
Kinder ließe sich durch Fotos überzeugender illustrieren. Einige verfremdete
Abbildungen könnten den falschen Eindruck erwecken, dass aus dem China der
Mao-Zeit berichtet wird.
Fazit
Das Sachbuch aus der Reihe "Kinder der Welt" richtet sich an Leser ab
10 Jahren. Einige Themen und Abbildungen lassen sich für Gespräche mit Kindern
im Kindergartenalter nutzen. Schon kleine Kinder sind sehr interessiert daran,
wie Kinder in anderen Ländern leben. Lehrerinnen und Erzieherinnen, die Kinder
aus deutsch-chinesischen Familien unterrichten, und deutsche Familien, in denen
die Erwachsenen in China arbeiten, finden in "Wir leben in China"
endlich ein aktuelles Kinderbuch zum Thema.
Vorgeschlagen von Helga Buss
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veröffentlicht am 11. September 2006 2006-09-11 12:05:46