"Dieses Buch entstand gegen den Willen der Familie Oetker", klärt der
Autor Rüdiger Jungbluth seine Leser auf. Seine Biografie über die Familie
Quandt, die im Jahr 2002 erschienen war, sei der Anlaß dafür, denn
Familienoberhaupt Arend Oetker fand, dass Familie Quandt darüber so
unglücklich wäre, dass Mitglieder seiner Familie nicht für Gespräche oder
Interviews zur Verfügung stünden. Diese Aussage wird erst ganz kurz vor
Schluß gemacht. Damit wird der Eindruck bestätigt, dass Rüdiger Jungbluth
seine Aufgabe als kritischer und neutraler Dokumentarist ernst genommen hat, und
auch in seiner neuen Familienchronik Wert auf akribische Recherche und eine
möglichst objektive Darstellung gelegt hat - auch, wenn der Schreibstil sehr
unterhaltsam gehalten ist. Fünf Generationen des Familienclans, dessen Namen
immerhin 98% aller Deutschen bekannt ist, nimmt er in seinem neuen Buch unter
die Lupe, und schildert den Aufstieg der Oetker-Dynastie von seinen Anfängen im
wilhelminischen Kaiserreich bis hin zur Struktur des heutigen multinationalen
Konzerngebildes. Die Familie aus der westfälischen Provinz, die 1891 anfing mit
Backpulver und Puddingpulver zu handeln, besitzt heute 332 Unternehmen, in denen
mehr als 20.000 Angstellte arbeiten, und hat nicht nur auf nationaler Ebene in
politischen und wirtschaftlichen Fragen ein gewichtiges Wort mitzureden. Das
Porträt der Familie und im besonderen die einzelnen Menschen hinter dem
mächtigen Wirtschaftskoloß wirkt informativ und sachlich, und dazu
ausgesprochen kurzweilig.
Fazit
Eine interessante Sammelbiografie über eine bekannte Familie, sehr
unterhaltsam geschrieben.
Vorgeschlagen von Annette Rieck
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veröffentlicht am 09. September 2006 2006-09-09 13:08:08