Es ist eine vernünftige Regel im Journalismus und einigen Genres der Literatur,
dass ein Autor eine gewisse Distanz zum Objekt seiner Untersuchung einhalten
soll. Das gilt auch und im Besonderen für das Schreiben von Biografien. Renate
Fabel, Journalistin und Verfasserin einiger Dutzend Romane und Sachbücher, hat
in ihrer Biografie "Prinz Louis Ferdinand und die Frauen" diese Regel
komplett ignoriert. Die ehemalige stellvertretende Chefredakteurin von
"Madame" verfiel nach eigenen Angaben der Faszination für den o.g.
Preußenprinzen im Alter von zehn oder elf Jahren, und erliegt ihr ofenbar noch
immer. Schon ihre einleitenden Worte zeigen, dass in dieser Lebensbeschreibung
an Abstand nicht zu denken ist. Doch gerade das macht, allen Vernunftgründen
zum Trotz, ihre Biografie über den nicht übermäßig bekannten
Hohenzollernprinzen so lesenswert. Sie schildert mit großer Empathie und
Anteilnahme das 34 Jahre kurze Leben dieses Mannes, und beleuchtet insbesondere
seine Beziehung zu den Frauen, mit denen er auf die eine oder andere Weise
verkehrte. Denn Louis Ferdinand, geboren 1772 als Sohn von Prinz Ferdinand von
Preußen und somit Neffe von Friedrich dem Großen, war nicht nur ohne Zweifel
besonders gesegnet mit den Gaben der Intelligenz, der musikalischen Inspiration,
der Schönheit und des Charmes, sondern wußte dies auch einzusetzen. Doch
obwohl ihm am Berliner Königshof die jungen Prinzessinnen und französischen
Emigrantinnen reihenweise zu Füßen lagen, ihm seine bürgerliche
Lebensgefährtin zwei Kinder schenkte, und er eine Frau zu seiner Kurtisane
machen konnte, die er leidenschaftlich liebte, wurde dem Fürstensohn Glück,
Liebe und Erfolg nie wirklich zuteil. Prinz Louis Ferdinand starb als
preußischer Offizier im Oktober 1806 bei einer Schlacht gegen die Truppen
Napoleons.
Fazit
Geschichte im Gewand der Unterhaltung: interessant und schön zu lesen.
Vorgeschlagen von Annette Rieck
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veröffentlicht am 08. September 2006 2006-09-08 12:18:21