Nach seinem brillianten zweiten Roman "Rashida oder Der Lauf zu den Quellen
des Nils" wartet Marc Buhl schon ein Jahr später mit neuem Lesestoff auf.
Doch während der Autor in "Rashida" das Leben des norwegischen
Wunderläufers Mensen Ernst in wahrhaft atemberaubenden Bildern voller Poesie
und Stimmung schildert, widmet er seine Leidenschaft in seinem neuen Buch
"Das Billardzimmer" eher dem Thema als den beschreibenden Worten. Es
ist auch kein leichtes, dieses Thema, und leicht macht sich Marc Buhl auch nicht
die Auseinandersetzung damit: die Verstrickungen der eigenen Großeltern zur
Zeit des Zweiten Weltkrieges und die Frage nach den immer noch präsenten
Nachwirkungen dieser Vergangenheit bei den heute Lebenden. Der Journalist Gero
von Nohlen erhält den Auftrag, für eine Festschrift die Biografie seines
angesehenen Großvaters in lobende Worte zu fassen. Bei seinen Recherchen
stößt er auf Details der Familiengeschichte, die das Bild seines wegen des
Widerstands gegen die Nazis zum Helden erhobenen Opas ins Wanken bringen. Opfer,
Täter, Schuld und Sühne, Moral, Macht, Machtlosigkeit - angesichts der
vielschichtigen und ambivalenten Figuren der tragischen Geschichte geraten wohl
auch beim Leser so manche vorgefasste Meinung ins Trudeln.
Fazit
Auch der dritte Roman Marc Buhls ist fesselnd geschrieben und weist einen
besonders harmonischen Wortfluß auf. Er wirkt allerdings manchmal allzu
konstruiert, und das Ende ist fast schon ärgerlich.
Vorgeschlagen von Annette Rieck
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veröffentlicht am 07. September 2006 2006-09-07 13:34:17