Rita Moebius aus dem Buch "Mond über Marrakesch" war zur Zeit des
Nationalsozialismus mit 17 Jahren aus Berlin zunächst nach Frankreich geflohen.
Schwanger und mit einem falschen französischen Pass schlägt sie sich nun nach
Marokko durch. Sie will nicht von ihrem Vater gefunden werden, der sich von
Ritas jüdischer Stiefmutter Sidonie scheiden ließ und sie damit der
Deportation ins Konzentrationslager auslieferte. Rita ist auf der Suche nach
Sidonies Verwandten - mit nichts als einer Telefon-Nummer in Marrakesch auf
einer zerknitterten Postkarte, die Sidonie ihr hinterlassen hat.
Als 22-jährige ist Rita wieder im ausgebombten Berlin. Die Hauptstadt wurde
nach Ende des Zweiten Weltkriegs unter den vier Besatzungsmächten aufgeteilt.
Rita und ihre kleine Tochter sind in einer Wohnung untergekommen, die die
Französische Armee beschlagnahmt hat. Rita sitzt am Krankenbett der schwer
kranken Alouette und lässt ihre abenteuerlichen Erlebnisse in Marrakesch und in
einem Berber-Dorf des Atlas-Gebirges an sich vorbeiziehen. Sie spricht mit sich
selbst und auch zur Beruhigung der kranken Tochter. Rita kommt damals
schwanger, unendlich naiv und mit einem Bündel Schweizer Franken in der Tasche
in Marokko an. Ihr scheint noch nicht klar zu sein, dass sie sich als ledige
Schwangere nicht einfach in Nordafrika niederlassen kann. Auf der Suche nach
Sidonies Verwandten realisiert sie nicht, dass 1942 längst keine sephardischen
Juden mehr in Marrakesch leben. Ohne Haydee und den Diener Jussuf, den
"Niemand", hätten sie und das Baby nicht überlebt.
Zurück in Berlin wird Rita im Jahr 1947 von den Menschen, denen sie begegnet,
ebenfalls für reichlich naiv gehalten. In Marokko hatte sie nur selten
Nachrichten aus Deutschland erhalten und sich wenig für Krieg und
Nationalsozialismus interessiert. Nun muss sie lernen, sich zwischen
Mangelwirtschaft und Schwarzmarkt zurechtzufinden. Die Bezeichnung
"displaced person" scheint Rita wie auf den Leib geschrieben zu sein.
Durch die Begegnung mit einem routinierten Schwarzmarkthändler erhält Ritas
und Alouettes Leben eine verblüffende Wende.
Fazit
Die Abenteuer der jungen Frau sind fesselnd beschrieben. Doch die Sprache, die
die Autorin ihr zuschreibt, finde ich für eine 22-Jährige zu melodramatisch.
Bis auf wenige historische Unebenheiten - Informationen, die die Menschen 1947
noch nicht haben konnten - ein spannender Roman über die Nachkriegszeit.
Vorgeschlagen von Helga Buss
[Profil]
veröffentlicht am 02. September 2006 2006-09-02 22:55:02