Eine Tigerin greift Menschen und Tiere eines chinesischen Dorfes an und ist zur
Gefahr für die Dorfbewohner geworden. Der König will sie mit geballter
Militärmacht jagen, doch der alte Wahrsage Lao Lao rät ihm ab. Auf Lao Laos
Rat hin schickt der König seinen kleinen Sohn Wen in den Dschungel. Vom Rand
des Urwalds aus marschiert Wen entschlossen allein weiter. Als er vor
Erschöpfung einschläft, trägt die Tigerin ihn wie ein Tigerjunges im Maul
davon. Sie zieht ihn wie einen kleinen Tiger auf und bringt ihm alles bei, was
er im Dschungel können muss. Der ungeduldige König sendet wieder Soldaten aus.
Doch dieses Mal beschwichtigt Wen die väterlichen Truppen und kehrt freiwillig
in den Palast zurück. Als Erwachsener wird er der Tigerin seinen Sohn zur
Erziehung bringen.
Der Tigerprinz ist ein farbenprächtig illustriertes Bilderbuch mit Aquarellen,
die asiatischen Farbholzschnitten nachempfunden ist. Die Tigerin springt den
Betrachter förmlich aus dem Buch heraus an. Doppelseitige Dschungelpanoramen
ragen aus der Erzählung besonders heraus.
Der Einfall zu seiner Geschichte kam Chen Jianghong beim Anblick eines
Bronzegefäßes aus dem 11. Jahrhundert, dem Ende der Shang-Dynastie, das in
China You genannt wird. Die Legende von der Tigerin, die einen Jungen aufzieht,
ist auch in China populär.
Fazit
Abgesehen von der Vermenschlichung der Tigerin, die aus Hass tötet, kommt
"Der Tigerprinz" gerade recht zu einer Zeit, in der Erzieherinnen und
Lehrerinnen nach Märchen und Mythen aus den Kulturen der von ihnen
unterrichteten ausländischen Kinder suchen. Bei meinem nächsten Chinatag für
Kindergartenkinder ist der Tigerprinz sicher als Vorlesebuch dabei. Das
großformatige Buch ist auch ein ideales Geschenk für erwachsene Asien-Fans.
Vorgeschlagen von Helga Buss
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veröffentlicht am 20. August 2006 2006-08-20 20:12:40