Sich zurücklehnen mit einem guten Buch in der Hand, ein Glas Wein dazu, einfach
entspannen, was gibt es Schöneres? Sicher kann man das nicht mit jedem Buch
tun. Da gibt es welche, die aufwühlen, die zum Widerspruch reizen und solche,
die so spannend sind, dass man bei ihrer Lektüre beim besten Willen nicht
entspannen kann.
Ein Buch für die ruhigen und besinnlichen Momente des Lebens ist der Roman von
Kate Saunders "Es soll Liebe sein". Mit ihm lehnt man sich zurück und
taucht ein in die Welt der vier Hauptfiguren, die geprägt ist von der Suche
nach sich selbst, nach der wahren Liebe - und der Auseinandersetzung mit dem
Tod.
Die Brüder Ben und Frederick, der von allen nur Fritz genannt wird, sind - wie
am so schön sagt - "in den besten Jahren", also um die 30. Doch
anstatt langsam einmal darüber nachzudenken, sich einem soliden Leben zu
widmen, wechseln sie ständig ihre Liebschaften und stehen auch beruflich als
Künstler am Abgrund, Ben als Pianist, Fritz als Schauspieler, der sogar einmal
Medizin studiert und darin seinen Abschluss gemacht hat.
Trotzdem sind die beiden die liebenswertesten Geschöpfen, die es gibt. Man kann
ihnen nie wirklich lange böse sein, egal wie viel Unsinn sie auch machen. Sie
sind eben immer "die Jungen" geblieben. So nennt die beiden
erwachsenen Männer nicht nur Mutter Phoebe, sondern die ganze Umgebung. Das
Leben könnte eigentlich auch so weiter gehen, wäre da nicht die schwere
Krankheit von Phoebe, die ihr baldiges Ende schon erahnen kann.
Weil sie selbst ihre Söhne alleine für lebensunfähig hält, beauftragt sie
Cassie, die junge erfolgreiche Chefredakteurin eines Literaturmagazins,
Ehefrauen für Ben und Fritz zu finden. Keiner anderen Person hätte sie diesen
Dienst abverlangen können, aber Cassie ist so etwas wie die Tochter des
Hauses. Sie lebte während ihrer Kindheit, die durch wenig Liebe und Zuneigung
durch Vater und Mutter geprägt war, in Nachbarhaus der Familie Darling und war
bald deren drittes Kind. Cassie liebt Phoebe sogar mehr als ihre eigene Mutter,
und so kann sie der Sterbenden den Herzenswunsch beim besten Willen nicht
abschlagen. Also geht sie in Gedanken die Liste ihrer ledigen Freundinnen durch,
die für eine Ehe mit Ben und Fritz in Frage kämen. Alles läuft auf eine
Dinnerparty hinaus, bei der die beiden Männer verkuppelt werden sollen. Doch
dann kommt natürlich erst einmal alles anders, als geplant und Cassie muss
feststellen, dass ihre eigene Beziehung zu Matthew, einem jungen, allerdings
eher konservativen Anwalt, doch nicht so stabil ist wie sie denkt.
Letztendlich kommt es natürlich so, wie es sich Mutter Phoebe, die schließlich
in einem Hospiz stirbt, immer für ihre unverbesserlichen Söhne gewünscht hat.
Bis allerdings das Happy End sichtbar wird, gibt es einige tränenreiche Szenen,
die nicht nur mit Phoebes Ableben, sondern auch mit viel Selbsterkenntnis zu
tun haben.
Kate Saunders hat ein melodiöses Buch geschrieben, das mehr ist als nur ein
komplizierte Liebesgeschichte. Sie hat Menschen gezeichnet, Menschen, die ihre
Stärken und Schwächen haben - und einen Teil ihrer Schwächen erst in dem
Moment überwinden, wenn sie zu selbst stehen können.
Auch das Thema Tod, das vielen Angst einflößen mag, geht Saunders auf ganz
besondere Weise an. Fast zart und mit einer großen inneren Zufriedenheit
verlässt Phoebe die Welt und gleitet förmlich hinüber in ein anders Dasein.
Denn "da" ist sie auch nach ihrem Tode immer noch. In Gedanken. In
Gefühlen. Vor allen Dingen aber wohl in ihren unverwechselbaren Gerichten, die
sie ihren Gästen stets serviert hat. Die Autorin hat eine Frau gezeichnet, die
sich wohl jeder zur Mutter wünscht. Einfühlsam, von großer Stärke und einer
Herzlichkeit, die nur jemand ausstrahlen kann, der in vollkommener innerer
Harmonie lebt.
Fazit
Schön wäre es, wenn man ein Stück von Kate Saunders Welt mit in die
Realitiät retten könnte...
Vorgeschlagen von Martina Meier
[Profil]
veröffentlicht am 12. August 2006 2006-08-12 16:36:16