In Kasachstan mit Familiennamen Schmidt zu heißen ist für Alina eine Plage.
Ihr Vater hatte sich schon so oft erfolglos um die Ausreise in die
Bundesrepublik bemüht, dass ihn niemand mehr ernst genommen hat. Doch jetzt
soll es bald soweit sein. Die Familie verkauft ihr Haus und wartet im
Nordkaukasus auf gepackten Koffern auf die Papiere. Alinas Schwester ältere
Schwester Irma will nicht mit nach Deutschland übersiedeln. Alina ist in diesem
Trubel die einzige, die Zeit für ihren Großvater hat. Sie sorgt sich um den
alten Mann und nutzt die letzte Gelegenheit, mit ihm über seine
Kriegserlebnisse zu sprechen, über Berlin, das Messer unter seinem Kopfkissen
und seine Schlaflosigkeit. Mit ihren beharrlichen Fragen hat sie unbeabsichtigt
eine Reihe von Familien-Geheimnissen aufgedeckt.
Alina steht für zahlreiche russlanddeutsche Jugendliche in der Bundesrepublik.
Der Traum der Eltern von der deutschen Heimat ist ihnen fremd. Ihre Vorfahren
waren einst von Kaiserin Katharina ins Land geholt worden. Die
Großeltern-Generation hatte in der russischen Armee gedient, wurde von
Hitler-Deutschland "heim ins Reich" vereinnahmt und bei der Rückkehr
aus Deutschland für Jahrzehnte in sibirische Arbeitslager deportiert. In
vielen Familien ist nun die letzte Gelegenheit, etwas über das Schicksal der
betagten Großeltern zu erfahren. Alinas Generation hatte eben begonnen, sich in
der russischen oder kasachischen Gesellschaft zurecht zu finden, da sollen sie
umsiedeln und in deutschen Schulen wieder von vorn anfangen.
Fazit
Alinas besondere Beziehung zu ihrem Großvater und das Schicksal der Familie
Schmidt werden fesselnd und mit Empathie geschildert. Auch für Jugendliche
empfohlen.
Vorgeschlagen von Helga Buss
[Profil]
veröffentlicht am 07. Juli 2006 2006-07-07 15:18:27