Die Ereignisse, die sich schon in Band 5 zugespitzt hatten, überschlagen sich
jetzt:
Calvin ist Hals über Kopf und ohne seine Dilara nach Santa Barbara
aufgebrochen, um dort bei seinem Vater nach dem Rechten zu sehen. Doch Anton
Percy Vale nutzt diese Gelegenheit schamlos aus, um seinem Sohn diverse
Erinnerungen zu rauben, besonders Dilara möchte er aus dessen Bewusstsein
löschen.
Unter anderem versucht er auch, das Wissen Calvins über den Heiligen Gral sich
zunutze zu machen. Sehr spät erkennt Calvin, welche bösartigen Pläne sein
Vater schon in der Vergangenheit gesponnen hat.
Die verzweifelte Dilara spürt deutlich, wie sich das Band zwischen ihr und
Calvin zunehmende auflöst. In tiefer Sorge reist sie ihrem Geliebten nach, um
ihn aus dem Einfluss seines Vaters zu befreien. Zu allem Überfluss taucht vor
der Tür in der Park Lane ihre ehemalige Blutschwester Delphine auf, mit der die
Vampirin noch eine alte Rechnung offen hat.
In London sind Mick und Cassandra mittlerweile zu einem richtigen Dream-Team
zusammengewachsen. Der etwas fülligen Polizistin fällt es jedoch Tag für Tag
schwerer, den Reizen ihres Partners standzuhalten und nicht ihre tiefen Gefühle
zu ihm offen auszuleben.
Ausserdem scheint den gutaussehenden Kerl ein makabres Geheimnis zu umgeben. Sie
ahnt nicht, wie düster es in Wahrheit ist - Mick Bondye geniesst das Wesen
eines Art Voodoo-Vampirs, der unter anderem die Fähigkeit hat, mit den Seelen
Verstorbener zu kommunizieren.
Sein aktueller Ansprechpartner ist der ermordete Greg Lane, der ihn stets mit
neuen Informationen über die verschiedensten Protagonisten versorgt. Von ihm
erfährt Mick auch das erste Mal von dem Schattenkelch und einem mysteriösen
"Bund der Fünf", die im direkten Zusammenhang mit der Machtentfaltung
des Kelches stehen sollen.
Die beiden Cops schlagen sich weiterhin mit den brutalen Morden in Londons
Innenstadt herum, wobei Cassandra den Eindruck gewinnt, daß Mick die wahren
Killer bereits kennt. Sie setzt ihm die Pistole auf die Brust, so daß er
letztendlich seine Partnerin einweiht und sie gemeinsam die gefährliche Jagd
auf die unheimlichen Mörder beginnen.
Auch Luna Sangue alias Coyolxa wird mit einer ganz neuen Situation konfrontiert:
ihr Laufbursche Mark Garimont hat in Frankreich den Schattenkelch von Calvin
erbeutet (siehe Band 5). Jetzt erpresst er seine Auftraggeberin, indem sie sich
als Gegenleistung für den Kelch dem Schlitzohr hingeben soll bzw. ihn
zusätzlich an ihrer Macht teilhaben lässt. Garimont hat leider die wahre
Identität seiner Herrin etwas unterschätzt.
Guardian ist währendessen in den Katakomben fündig geworden. In Antediluvians
Nachlass entdeckt er einige ausschlaggebende Aufzeichnungen über den
sagenumwobenen Schattenkelch. Mehreren Personen wird im Angesicht dieser
Entdeckung eine ganz neue Rolle zuteil. Nie hätte jemand geahnt, wie dicht ihr
aller Schicksal miteinander verwoben ist ...
Fazit
Nach Jörg Kleudgen hat sich diesmal S.H.A.Parzzival mit Alisha Bionda
zusammengetan, um der Geschichte der Vampirin Dilara seinen ganz eigenen Touch
zu geben.
Sein rasanter und vitaler Stil hat mich sofort überzeugt.
Insbesondere die Handlung um den Vampir-Cop Mick Bondye (einer meiner ganz
persönlichen Favoriten) gewinnt eine sehr persönliche Note. Das Zusammenspiel
zwischen dem seltsamen Polizisten und seiner Partnerin Cassandra hat in dem
vorliegenden Band einen deutlichen Fokus und gedeiht schnell zu einem der
wichtigsten Bestandteile dieser Geschichte. Crime, Thriller und Horror in einer
höchst ansprechenden Mischung, versehen mit den amüsanten Elementen einer
Partnerschaft zwischen zwei sehr unterschiedlichen Cops, die unter dem Druck
ihrer gemeinsamen Arbeit sich selbst entdecken, Sympathien zueinander entwickeln
und sich sogar etwas verlieben.
Ebenso Dilara wird von den aufkommenden Ereignissen schwer gebeutelt, auch wenn
sie sich diesmal nicht auf eine Reise in die Vergangenheit begeben muss (wir
befinden uns durchgehend im Sommer 2006 - also vom aktuellen Zeitpunkt dieser
Niederschrift gesehen eins bis zwei Monate in der Zukunft).
Das so vertraute Band zwischen Calvin ist gerissen, der wichtige Gefährte
scheint ihr zu entgleiten und sich in den Wirren seiner Vergangenheit zu
verlieren. Die Schlüsselfigur dieser Misere ist sein eigener Vater, dessen
hinterhältige Machenschaften nur sein Sohn selbst entlarven kann. Dilara kann
ihren Geliebten in diesem Fall nur mental unterstützen, zum ersten Mal wirkt
sie richtig hilflos, zerbrechlich, kaum agressiv, dominant und aufbrausend wie
in den vorgangegangenen Bänden. Calvin hingegen reift zu einer ernstzunehmenden
Persönlichkeit, er wirkt sicherer, bestimmter und weniger verspielt.
Betrachtet man den düster dreinblickenden Mann im Zentrum auf Mark Freiers
wunderschönem Titelbild bekommt man dort den "neuen" Calvin nochmal
bildlich präsentiert, selbstbewusst und konsequent.
Überhaupt finden sich die mittlerweile so vertrauten Charaktere in ganz neuen
und ungewohnten Situationen wieder, durch die sie sich weiter- und neu
entwickeln.
Calvins Vergangenheit, Micks Selbstfindung, Dilaras wahre Bestimmung, das
Geheimnis der kaltblütigen Luna Sangue und Guardians Rolle im Machtgefüge der
Vampire werden hier in einem fabelhaften Cocktail gemixt und serviert. Mit dem
aufwühlenden Finale wird ein neuer Pfad geebnet, den wir in den folgenden
Bänden mit grossen Erwartungen beschreiten dürfen...
Auch dieses Autorenteam hat somit seine erste Zusammenarbeit mit Bravour
gemeistert, die unterschiedlichen Stile geben der Handlung immer wieder eine
individuelle erfrischende Faszination. Aufgrund Parzzivals Premiere in der
Schattenchronik findet sich in dem Buch auch eine mehrseitige Vorschau auf die
Geschichte "Germania" der BLITZ-Serie TITAN, die ebenfalls aus seiner
Feder stammt.
Nicht zu vergessen Pat Hachfeld - keine Schattenchronik ohne ihn. Mit gewohnter
Klasse hat er den Kapiteln wieder den visuellen Rahmen gegeben und verschiedene
Schlüsselszenen als kleine Kunstwerke zu Papier gebracht.
Da sich mit dem Ende des Band 6 eine neue Ära in der Schattenchronik
ankündigt, lässt es sich Alisha nicht nehmen, abschliessend eine Danksagung an
die bisherigen Mitbestreiter der Schattenchronik zu verfassen. Sie allesamt
haben eine faszinierende Serie ins Leben gerufen, die nun in die nächste Runde
geht ...
Vorgeschlagen von Bjoern
[Profil]
veröffentlicht am 29. Juni 2006 2006-06-29 13:39:20