Bei der vom Arena-Verlag erneut aufgelegten Reihe um Taran und seine Abenteuer
um Prydain (die Erstausgaben erschienen 1969-72 unter den Titeln "Taran und
das Zauberschwein", "Taran und der Zauberkessel", "Taran und
die Zauberkatze"; dieser Band versammelt diese Bände der fünfteiligen
Prydain-Serie; der Band "Taran und die Schatzkammer des Bösen"
versammelt die restlichen 2 Bände "Taran und der Zauberspiegel" (dt.
1973) sowie "Taran und das Zauberschwert" (dt. 1974)) sind
hervorragende Fantasy, allerdings eher märchenhaft -
Tolkien läßt grüßen.
Diese Reihe ist aber eher für jugendliche Leser konzipiert und schildert die
Entwicklung des jugendlich-unbeherrschten Taran, Hilfsschweinehirt beim Zauberer
Dalben, der in Abenteuern sich entwickelt und zum Mann wird. Nicht so langatmig
wie Tolkien und äußerst spannend erinnert er an Fantasy-Zyklen von
Terry Goodkind oder
Robin Hobb. Dass nach dem Erfolg der
Harry-Potter-Serie nun auch ein Boom der Fantasy-Literatur erfolgt (ähnlich wie
1979 nach dem Erscheinen von
Michael Endes "Unendlicher
Geschichte") überrascht nicht. So wurden die beiden Taran-Bände mit neuem
Titelbild - im Stile des amerikanischen Harry Potter - ausgestattet, die
damaligen Übersetzungen jedoch bis auf wenige Kürzungen unverändert belassen
- lediglich der neuen Rechtschreibung angepasst. Schade nur, dass sich die
Landkarten der Ursprungsbände nicht in den neuen Bänden wiederfinden.
Insgesamt ist es jedoch toll, dass die Bände erneut aufgelegt wurden und damit
wieder lieferbar sind. Die amerikanischen Kritiken (vgl. "Taran
Wanderer" (Taran und der Zauberspiegel)) bei Amazon.de sind enthusiastisch
- zu Recht - hier wird märchenhafte, anspruchsvolle Fantasy geschrieben - die
die eigene Phantasie anregt ohne zu vergewaltigen. Besonders beeindruckend ist
für mich auch, dass das übliche Gut-Böse-Schema vieler Fantasy-Reihen
durchbrochen wird: differenzierte, hervorragend gezeichnete Charaktere mit ihren
Stärken und Schwächen werden gezeichnet: das Plus der Reihe. Ein Beispiel: so
wird in Taran und der Zauberkessel ein Verräter entlarvt: doch auch er wird
nach seinem Tode nicht verdammt, sondern erhält ein Grab: der "Held"
der Serie, Fürst Gwydion, belehrt Taran: "Es ist leicht, einen Mann zu
verurteilen. Ihm Gerechtigkeit widerfahren zu lassen, ist tausendmal schwerer.
Bevor ihn der Hunger nach Macht überkam, hat Morgant den Söhnen des Hauses Don
viele Jahre lang treu gedient. Mehr als einmal hat er mir in der Schlacht das
Leben gerettet. Das darf ich ihm nicht vergessen: trotz allem, womit er uns in
den letzten Tagen erschreckt hat! Ich werde ihn dafür ehren, als was er sich in
der Todesstunde erwiesen hat."
Leider hat der Verlag gerade an dieser Stelle eine entscheidende Kürzung
gegenüber der früheren Ausgabe vorgenommen: Dort hieß es: "Ich werde ihn
dafür ehren, was er dereinst gewen ist - wie ich Ellidyr dafür ehre, als was
er sich in der Todesstunde erwiesen hat." (Ellidyr hatte aufgrund seines
Stolzes den Verbündeten schweren Schaden zugefügt, diese aber am Ende gerettet
- durch ein selbstloses Opfer, welches hier nicht verraten werden soll). Dies
zeigt, wie differenziert hier Charaktere bewertet werden. Schade, dass der
Verlag solche Textabschnitte abgeschnitten hat.
Fazit
Diese Fantasy-Reihe gehört zum Spitzenprodukt der Fantasy-Literatur überhaupt.
Vorgeschlagen von Bernhard Nowak
[Profil]
veröffentlicht am 19. Januar 2003 2003-01-19 20:13:02