Die "Outsider" sind ein spannender Jugendklassiker. Um seine
Englisch-Noten zu verbessern, muss der 14-jährige Ponyboy, der in einer
amerikanischen Großstadt lebt und zur Gruppe der "Greasers", der
ärmeren Jungen im Viertel, gehört, seine Erlebnisse niederschreiben.
Er schildert die bislang bedeutendste Woche seines Lebens. Sein Freund Johnny
und er werden von den Socs, einer Jugendgang, überfallen. Um Ponyboys Leben zu
retten ersticht Johnny einen der Täter - in Notwehr. Beide fliehen mit der
Hilfe eines weiteren Freundes, Dallas, in eine Kirche. Dort verstecken sie sich
eine Woche. Durch unachtsames Verhalten lösen sie in dieser Kirche einen Brand
aus, den sie erst bemerken, als sie ihr Versteck schon verlassen haben. Da kommt
ihre Stunde: sie retten einige Kinder, wobei Johnny jedoch so schwer verletzt
wird, dass er stirbt. Dallas ist darüber so erzürnt, dass er eine Tankstelle
überfällt und von der Polizei gestellt und erschossen wird. Doch Dallas, der
keinen Ausweg in seiner Trauer mehr kannte, hatte diese Situation bewußt
provoziert und somit de facto seinen Tod selber herbeigeführt.
Dieses Buch hat mich unwahrscheinlich berührt. Es ist spannend geschrieben, die
Charaktere, die der Ich-Erzähler liebevoll schildert, sind real und
wirklichkeitsnah beschrieben. Auch die eigene Familie des Ich-Erzählers - seine
älteren Brüder (die Eltern starben bei einem Autounfall) wird authentisch mit
viel Gefühl beschrieben.
Das Ende selber - der Tod Johnnys, der seine in Notwehr begangene Tat somit
"büßt" und das Mitgefühl des Lesers erhält wie auch der Tod von
Dallas (ein durch widrige Lebensumstände zum Verbrecher gewordener
Jugendlicher, dessen Schicksal sich nicht mehr zum Positiven würde wenden
können) ist etwas in die Länge gezogen und wirkt stellenweise konstruiert.
Konnte es für Johnny keine "andere" Lösung geben? War ein
"positives" Ende für ihn nicht erreichbar? Hier drängt sich
stellenweise der Verdacht auf, der Brand in der Kirche sei konstruiert worden,
weil die Autorin unbedingt einen "Heldentod" für Johnny herbeiführen
wollte, der mit seiner - in Notwehr - begangenen Tat nicht mehr leben wollte.
Und gleich darauf stirbt - in einer Art von Freitod - Dallas, damit nicht der
"Gute" alleine sterben muss, sondern auch der "Böse" in der
Gang der an sich positiv geschilderten "Greaser" ebenfalls "dran
glauben muss" - hier wird der Plot arg unwahrscheinlich.
Fazit
Wenn man von diesen Kritikpunkten absieht, ist Susan Hinton hier ein Buch
gelungen, welches unter die Haut geht und authentisch wirkt. Es hat mich nicht
mehr losgelassen und dies kann ich nicht von vielen Büchern sagen.
Beeindruckend.
Vorgeschlagen von Bernhard Nowak
[Profil]
veröffentlicht am 17. Juni 2006 2006-06-17 11:37:39