Peter Schössow, ein Kinderbuchkünstler mit ganz besonderem bildhaften
Ausdrucksvermögen, hat sich in seinem neuesten Buch intensiv mit Christian
Morgensterns Gedicht "Die Mausefalle" beschäftigt. Mit Leib und Seele
und genialen Bildern, die bereits ganz kleinen Kindern diese lyrischen und
witzigen näher bringen. Aber wie es bei Schössow so ist - seine Bilderbücher
weisen nicht nur für Kinder Überraschungsmomente auf, sondern sind durchaus
auch für Erwachsene eine willkommene literarische Abwechslung. Allerdings muss
man schon ein wenig genauer hinschauen, will man die ein oder andere Anspielung
entdecken...
"Die Mausefalle" erzählt die heitere Geschichte von Palmström, der
keinen Speck zu Hause hat, dafür aber eine Maus. Prima, dass es den Herrn Korf
gibt, jenen einfallsreichen Freund, der stets und immer einen rechten Rat weiß.
So auch in diesem Fall. Er besorgt eine riesige Mausefalle, setzt Palmström
hinein - und bald kommt auch die Maus an. Nun geht es hinaus in die Natur - und
wie soll es sein, zum Schluss sind alle fröhlich und glücklich, sogar die
Maus.
Natürlich weiß man anfangs noch nicht so genau, was diese riesige
Gitterkammer, die Herr Korf konzipiert hat, eigentlich soll. Aber das kleine
Wörtchen "Pigalle", das der Leser zunächst in Spiegelschrift
entdeckt, dann aber bald auch "richtig" lesen kann, suggeriert im Kopf
schon, um was es geht. Denn es wird wohl kaum einen erwachsenen Leser bzw.
Vorleser geben, dem nicht jenes Lied im Kopf tönt, dass Bill Ramsey einst zu
einem Ohrwurm gemacht hat: "Pigalle Pigalle das ist die große Mausefalle
mitten in Paris! Pigalle Pigalle der Speck in dieser Mausefalle schmeckt so
zuckersüß!"
Und wie sollte es auch anders sein, Palmström spielt Geige und die Töne
fliegen der kleinen Maus, die es sich in seinem Haus so richtig gemütlich
gemacht hat, einfach nur so zu.
Fazit
Dieses "zuckersüße" Lied ist also der Speck, mit dem man Mäuse
fängt - und will man ein wenig weiter fantasieren, und das Gedicht aus der
Kinder- in die Erwachsenenwelt versetzten, so könnten mit Musik noch ganz
andere "Mäuse" gefangen werden. Aber Schössows Ansatz so zu sehen,
soll einfach jedem selbst überlassen bleiben...
Doch nicht umsonst trägt seine Maus wohl einen Rock!
Vorgeschlagen von Martina Meier
[Profil]
veröffentlicht am 13. Juni 2006 2006-06-13 09:09:19