1891 London/Atzlan
Dilara lernt auf einer Feier den Archäologen Roger Gallet kennen, dessen
Spezialgebiet die Azteken sind. Gallet hat Zugang zu einem Dokument, welches von
einer versunkenen Stadt berichtet, zu der er eine Expedition leiten will. Er
bittet Dilara ihn zu begleiten und die Vampirin geht nur allzu bereitwillig auf
das Angebot ein. Doch in Mexiko angekommen stellen die Abenteurer fest, dass
Atzlan noch in der Blüte seiner Existenz steht. Aber die Bewohner sind Roger,
Dilara und ihren Begleitern nicht gerade freundlich gesonnen. Sie werden
gefangen genommen und verschiedenen Priestern für Blutopfer überantwortet.
Doch wer sich hinter den Priestern verbirgt erschüttert Dilara noch weit mehr,
und eine seltsame Vertrautheit mit der Stadt der Azteken ergreift von der
Unsterblichen Besitz....
2005 London
Dilara und Calvin gelingt es die Schattenchronik in ihren Besitz zu bringen.
Doch die Aktion ging zu Reibungslos über die Bühne, so dass Dilara
misstrauisch bleibt und eine Gemeinheit Antediluvians dahinter befürchtet.
Darüber hinaus treibt immer noch der Wiedergänger John George Haigh sein
Unwesen und auch der Anführer der abtrünnigen Vampire Guardian treibt sein
eigenes Spiel. Als ob das nicht genug Unsicherheitsfaktoren wären, wird Dilara
von einem unerklärlichen Blut- und Morddurst erfasst, hat die Mumie, welche im
British Museum ausgestellt wird etwas mit den Vorgängen zu tun?
Mittlerweile liegt schon der vierte Band der noch recht jungen Serie vor und
immer mehr Handlungsstränge und Personen kommen hinzu, verleihen der
Schattenchronik immer mehr Tiefe und machen aus der Serie einen komplexen
Zyklus.
"Blutopfer" ist quasi die direkte Fortsetzung von Band 2 "Kuss
der Verdammnis", auch wenn einige Andeutungen des Buches nur nach dem
Genuss des dritten Bandes völlig verstanden werden können. Aber im
vorliegenden Roman wird endlich die Handlung um Roderick alias John George Haigh
und Antediluvinas Plänen mit Dilara fortgeführt. Dabei ist die Handlung so
temporeich in Szene gesetzt, dass man das Buch fast in einem Rutsch durchliest.
Die Szenenwechsel mit der Vergangenheit tun ihr übriges. Hier wagen die Autoren
der neuen Serie ein gewagtes Experiment: Zwei Handlungsstränge, aus zwei
verschienen Zeiten werden parallel zueinander erzählt, um zum Finale hin
gekonnt zusammengeführt zu werden. Und die Rechnung geht voll auf, denn beide
Geschichten sind äußerst spannend und die wechselnden Szenarien stiften
keinerlei Verwirrung beim Leser sondern animieren eher zum Weiterlesen, um so
schnell wie möglich zu wissen, wie es im jeweiligen Zeitabschnitt weitergeht.
Trotz des geringen Umfangs von 245 Seiten, in Anbetracht des Stoffes, den die
Autoren hier verarbeitet haben, und dem rasanten Schreibstil fehlt es dem Roman
keineswegs an Atmosphäre.
Und der Leser wird auch nicht enttäuscht, denn einige offene Fragen werden
geklärt, neue dafür aufgeworfen und vielversprechende Perspektiven für die
Zukunft eröffnet. Wie sich das eben für eine richtige Serie gehört. Auch so
manche Überraschung erwartet den Leser, wenn er nicht den Fehler begeht, sich
die Vorschau auf den fünften Band, vor der Lektüre des Buches durchzulesen.
Damit kommen wir gleich zur Kritik, die dieses Mal aber sehr kurz ausfallen
wird. Durch die Vorankündigung wird dem Leser wirklich ein Großteil des
Überraschungseffektes genommen. Wer sich das Buch noch zulegen möchte, sollte
die Vorschau erst lesen wenn er den Roman bis zur letzten Seite konsumiert hat.
Das Finale selber lässt es noch mal so richtig krachen, und das im wahrsten
Sinne des Wortes. Leider wird es dann sehr abrupt abgeschlossen, aber man darf
versichert sein, dass Band 05 die Ereignisse direkt fortsetzt. Nur die Wartezeit
wird sicherlich für den einen oder anderen sehr lang werden. Ein ganz dickes
Lob gebührt den Schriftstellern aber noch für ihre sorgfältige Recherche, was
die alten Azteken anbelangt, denn Namen wie Tonatiuh oder Coyolxa entstammen
keineswegs den kreativen Köpfen von Alisha Bionda oder Jörg Kleudgen sondern
sind vielmehr real existierender Bestandteil der aztekischen Mythologie. Und
auch der Name des Urnosferatu Antediluvian ist kein Name, der ausgewählt wurde,
weil er so klangvoll ist, dahinter steckt wirklich Methode.
Die Innenillustrationen von Pat Hachfeld lockern das Buch wieder gekonnt an den
Kapitel-anfängen auf, auch wenn nicht jedes Bild meinen Geschmack getroffen
hat. Das Cover dagegen passt hervorragend zum Roman, sowohl vom Motiv, als auch
vom Stil her.
Fazit
Abwechslungsreiche, spannende Vampir-Mär mit historischem Hintergrund und einem
furiosen Showdown.
Das Titelbild von Mark Freier und die Innenillustrationen lockern die Handlung
angenehm auf und verleihen der "Schattenchronik" einen hohen
Wiedererkennungswert.
Vorgeschlagen von Florian Hilleberg
[Profil]
veröffentlicht am 10. Juni 2006 2006-06-10 21:32:23