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Francis Fukuyama: Scheitert Amerika?

Scheitert Amerika?

von Francis Fukuyama
Verlag: Propyläen Verlag [mehr Bücher von diesem Verlag zeigen]
Sparte: Politik
ISBN-13 978-3-549-07289-9

Preis: 2,31 Euro bei Amazon.de [Stand: 23. November 2024]
Francis Fukuyama, durch sein Buch vom "Ende der Geschichte" bekannt geworden, legt hier eine argumentativ fundierte und überzeugende Auseinandersetzung mit der Außenpolitik der USA unter George H. W. Bush vor. Diese Politik charakterisiert er als "lenistisch", da sie - wie der Gründer der Sowjetunion - den gewaltsamen Regimewechsel propagiere. Fukuyama erläutert die verschiedenen politischen Strömungen des politischen Denkens in den USA, wobei er insbesondere Realisten vom Schlage Henry A. Kissingers und Neokonservative voneinander abgrenzt. Fukuyama, lange selber neokonservativ, lehnte die Begründung gegen den Irak-Krieg ab. Diese habe ihn - so schreibt er im Vorwort - niemals überzeugt. Daher sei er zu dem Schluss gekommen, dass er den Neokonservatismus nicht länger unterstützen könne. Neokonservative Politik lasse sich auf folgende Grundprinzipien zurückführen, die kennzeichnend für die Regierung unter George W. Bush seien
1.) Die Überzeugung, dass der innenpolitische Charakter eines Regimes sich auch auf dessen Außenpolitik auswirke und dass sich in der Außenpolitik die tiefsten liberalen Werte demokratischer Gesellschaften ausdrücken müssten. Nur demokratische Regime seien friedensfähig, daher müsse alles getan werden, um die Demokratisierung zu fördern.

2.) Die Überzeugung, dass die amerikanische Macht zu moralischen Zwecken eingesetzt wurde und werden solle und sich die Vereinigten Staaten auch weiterhin in internationalen Angelegenheiten engagieren müssten.

Nun hat Fukuyama nichts gegen Demokratisierung. Diese werde sich langfristig aufgrund der Modernisierung der Gesellschaften durchsetzen. Das Ende des Ost-West-Konfliktes im Zusammenhang mit dem Untergang der Sowjetunion sei jedoch ein Wunder und nicht voraussehbar gewesen. Die Reagan-Regierung habe mit nichten - wie von den Neokonservativen behauptet - den Kalten Krieg durch den Ausbau des amerikanischen Militärs gewonnen. Viele verschiedene Faktoren trugen zum Ende dieses Ost-West-Antagonismus bei. Realistische Außenpolitik dürfe nicht auf die Erwartung von Wundern beruhen, sondern müsse sich auf die Wahrscheinlichkeit mehrerer demokratischer Übergänge in naher Zukunft gründen. Demokratie könne nicht aufgewungen werden, sondern sei ein evolutionärer Prozess und könne fremden Kulturen nicht "aufgezwungen" werden. Realismus und Idealismus - bei Achtung der Institutionen - seien gefragt. Der Autor nennt diese Denkschule "realistischer Wilsonianismus", der im Umgnag mit anderen Gesellschaften die Mittel besser auf die angestrebten Ziele abstimme. "Ein realistischer Wilsonianismus unterschiedet sich vom klassischen Realismus darin, dass er innere Vorgänge der einzelnen Staaten als relevant für die amerikansiche Außenpolitik begreift... [Er] unterscheidet sich jedoch in einer wesentlichen Hinsicht vom Neokonservatismus. Er nimmt internationale institutionen ernst." (S. 21).

Fukuyama empfiehlt - hier in Tradition zu Autoren, die eher dem linksliberalen politischen Spektrum in den USA nahestehen - die sogenannte "soft power", der - in Anlehnung an Joseph Nye - ein Machtpotential bezeichnet, welches nicht auf Attraktivität, Zustimmung und Freiwilligkeit beruhe.

Das interessante an diesem Buch ist, dass die Kritik an der amerikanischen Außenpolitik unter George W. Bush nun von den "eigenen Leuten" kommt und nicht mehr nur aus dem linksliberalen Spektrum. Die Schwierigkeiten bei der Bewältigung des Regimewechsels im Irak lasse ein "Scheitern" Amerikas wahrscheinlich werden, wenn sich die Außenpolitik nicht im oben beschriebenen Sinne ändere.
Fazit
Das Buch mag in Einzelheiten nicht immer konsequent durchdacht sein (so wird etwadie Institution der UNO sehr kritisch betrachtet und dennoch die "Achtung vor den Institutionen" verlangt). Insgesamt stellt das Buch jedoch eine beeindruckende argumentative Auseinandersetzung mit Bushs Außenpolitik dar und ist zudem noch sehr verständlich geschrieben. Unbedingte Empfehlung.
9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne
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Vorgeschlagen von Bernhard Nowak [Profil]
veröffentlicht am 03. Juni 2006

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