Philipp Vandenberg zählt zu den erfolgreichsten Schriftstellern Deutschlands.
Der 1941 in Breslau geborene Autor beschritt 1973 mit seinem ersten Buch
"Der Fluch der Pharaonen" eine Karriere, die inzwischen knapp 30
Romane und Sachbücher umfasst. Seine Bestseller (und das sind die meisten)
wurden in bis zu 31 Sprachen übersetzt. Diesen Erfolg versucht Vandenberg mit
seinem neuen historischen Roman "Das vergessene Pergament"
fortzusetzen. Auch ich, gerne mal für einen spannenden und wenig
anspruchsvollen Schmöker zu begeistern, freute mich auf 500 Seiten kurzweilige
Unterhaltung in mittelalterlichen Gefilden. Leider folgte eine herbe
Enttäuschung. Weder vermochte mich die Geschichte der schönen Afra, die als
Leibeigene eines Landvogts aufwächst und mit ihrer Flucht den Beginn eines
weitschweifigen Abenteuers markiert, zu fesseln, noch gelang es mir, über die
vielen unsäglichen Plattheiten und Klischees hinwegzugehen, einfach weil die
Lektüre Spaß machte. Wirklich schlimm kam es aber nach gut 100 Seiten: in
einem Gespräch mit dem unzugänglichen Dombaumeister Ulrich von Ensingen
beichtet Afra diesem, dass sie mit 14 von ihrem Lehnsherrn vergewaltigt wurde.
Anschließend wirft sie sich rücklings auf ihr Bett, zieht ihr Kleid "bis
über die Scham hoch, und bot sich so Meister Ulrich dar". Als dann
"Ulrich über sie kam, als er mit einer kurzen, heftigen Bewegung in sie
eindrang, wollte Afra schreien. Nicht vor Schmerz, sondern vor Lust." Wenn
ich so einen Mist lese, dreht sich mir der Magen um.
Fazit
Schlimm. Ein abschreckendes Beispiel von platter, klischeehafter
Kommerzschreibe, die eines 65-jährigen Autors mittlerer Intelligenz nicht
würdig ist.
Vorgeschlagen von Annette Rieck
[Profil]
veröffentlicht am 30. Mai 2006 2006-05-30 12:48:07