Dan Browns Thriller "Sakrileg" gehört zu den meistverkauftesten
Titeln im Buchhandel. Dan Burstein, der ein lesenswertes Buch über die
"Entschlüsselung" des Werkes geschrieben hat, führt den Erfolg des
Buches unter anderem auf folgende Ursachen zurück: Der Da Vinci Code sei ein
Ideenroman. "Man kann über einige der plumpen Dialoge und
unwahrscheinlichen Handlungselemente sagen, was man will: Brown hat komplexe
Ideen, interessante Details und beeindruckende Gedankengänge in seine
Action-Abenteuer-Mystery-Story gepackt." In der Tat wird kaum jemand den
Roman aus der Hand legen wollen, ohne sich intensiver über die Rolle der
Amtskirche, der Figur Maria Magdalenas, der Funktion des Opus Dei oder des
Templerordens und der Tätigkeit der "Prieuré de Sion" erfahren zu
wollen? Burstein führt vollkommen zu recht auch aus, dass es die Sehnsucht nach
einer Sinngebung in unserer materialistischen, technologischen,
wissenschaftsorientierten und informationsüberfluteten Kultur sei, die zu dem
Erfolg des Buches wesentlich beitrage. Ein allgemeines Misstrauen gegenüber
offiziellen Verlautbarungen und eine Vorliebe für mysteriöse
Verschwörungstheorien ist sicherlich ein weiterer Erfolgsfaktor des Buches.
Es ist die Stärke Dan Browns, Wissensdurst und Neugierde über die in diesen
Thriller verpackten Themen geweckt zu haben. Brown schafft es auch, Spannung zu
erzeugen, was die wichtigste Funktion eines Thrillers (to thrill: zittern) ist.
"Suspense" schafft Brown über die rund 600 Seiten. Auf differenzierte
Charakterzeichnungen, einen glaubhaft konstruierten "Plot" legt Brown
weniger Wert. Diese Faktoren sind meines Erachtens vollkommen zu recht
kritisiert worden und zu kritisieren. Das Buch ist unter diesen Aspekten nicht
nur kein gutes Buch, sondern ausgesprochen "dürftig" geraten, um es
wohlwollend-vorsichtig zu formulieren.
Jemand, der auf diese Faktoren Wert legt, wird keine Freude an dem Buch haben.
Wer aber spannend unterhalten werden möchte, der wird trotz allem auf seine
Kosten kommen, wenn auch das Buch "Illuminati" in Motiven, Personen
und Handlungsstruktur allzu offensichtlich "Vorbildfunktion" für
dieses Werk hatte und meines Erachtens wesentlich spannender ist als der
Nachfolger.
Fazit
Burnsteins Fazit: "Der Da Vinci Code ist ein Roman. Er ist Unterhaltung.
Etwas, das man genießen sollte. Zum Genuss gehört für mich, sich dem weit
verzweigten Erzählstrom zu überlassen und Browns Einfällen zu folgen, seinen
Verbindungen nachzugehen. Darum geht es in Browns Roman" kann ich daher nur
uneingeschränkt zustimmen.
Vorgeschlagen von Bernhard Nowak
[Profil]
veröffentlicht am 21. Mai 2006 2006-05-21 11:06:20