Patrick Quentin ist ein Pseudonym. Hinter diesem verbirgt sich der 1912 geborene
Hugh Callingham Wheeler. Seine Romane verbinden den klassischen britischen
"Who-done-it-Krimi" mit Elementen der amerikanischen
Detektivgeschichte. Francis Iles, besser bekannt als Anthony Berkeley, hat
Quentin als "Die Nummer Eins der amerikanischen Kriminalautoren"
bezeichnet und so dürfte es kein Zufall sein, dass Berkeley und Quentin zu
meinen Lieblings-Krimiautoren gehören. Neun der Romane Quentins, unter anderem
der hier rezensierte, enthalten als Zentralfigur Peter Duluth, einen
Theaterdirektor, der sich nebenbei ganz zufällig mit Verbrechen beschäftigt.
Im vorliegenden, aus meiner Sicht spannendsten der Peter-Duluth-Romane geht es
um makabre Ereignisse vor der Aufführung des Theaterstückes "Gefährliche
Fluten" im New Yorker Dagonet-Theater. Dieses ist arg heruntergekommen und
auf ihm soll ein Spuk lasten. Keine günstigen Umstände, das Stück zu proben,
mit dem Peter Duluth, ein talentierter junger Regisseur, der nach psychischen
Problemen sein berufliches Come-back versucht. Unter mysteriösen Umständen
finden nacheinander zwei Schauspieler den Tod und ein weiterer - einer der
beiden Hauptdarsteller - wird bei einem Mordanschlag schwer verletzt. Wer steckt
hinter den Verbrechen? Wer hat ein Interesse daran, dass die Premiere nicht
stattfindet. Dr. Lenz, Psychiater und Betreuer von Peter Duluth und seiner
Freundin Iris, betätigt sich als Detektiv. Allmählich kommt er dem Mörder auf
die Spur...
Das Buch besticht - wie alle Quentin-Romane durch die Kunst,
"Suspense" zu erzeugen, wie dies Alfred Hitchcock genannt hat, die
Kunst, unerträgliche Spannung aufzubauen. Die Charaktere und Laster der
verschiedenen Schauspieler werden überzeugend herübergebracht. Von Kapitel zu
Kapitel wächst die Spannung. Man kann meines Erachtens nicht mehr aufhören zu
lesen, bis das Ende des Bandes erreicht wurde. Man sollte sich, wenn man sich an
die Lektüre von Quentins Werken begibt, nichts anderes vornehmen oder sie - wie
ich es tat - lesen, wenn man erkältet ist und Spannung pur sucht. Diese wird
auch dadurch hervorgerufen, dass der Erzähler in Ich-Form berichtet und den
Leser damit zur Identifikation und zum "Mit-Leiden" zwingt. Wird das
Stück des Regisseurs aufgeführt werden können? Passiert ihm auch nichts?
Außerdem bedient sich Quentin des Mittels des "allwissenden
Erzählers", der an einigen Stellen andeutet, die Lösung der rätselhaften
Ereignisse zu kennen: "Viel später erst wurde mir klar, wie wichtig dieser
Momehnt war".
Doch nicht nur Spannung, auch Fairness prägt den Krimi von Patrick Quentin. Er
verletzt nie die "goldenen" Regeln des Detektivromans und verknüpft
raffiniert die Handlungsfäden miteinander. Erst beim zweiten Lesen bemerkt man:
eigentlich konnte nur Person XY der Täter sein - die Spuren waren
offensichtlich - aber geschickt verschleiert.
Fazit
Nur ein Meister seines Faches kann beides - Handlungslogik und Spannung -
perfekt miteinander verknüpfen. Patrick Quentin ist ein solcher Wurf gelungen
und Francis Iles Diktum meines Erachtens vollkommen richtig. Unbedingt lesen.
Vorgeschlagen von Bernhard Nowak
[Profil]
veröffentlicht am 07. April 2006 2006-04-07 14:01:26