Bei dem anzuzeigenden Band handelt es sich um den Katalog zur Ausstellung in
Karlsruhe (Oktober 2005 bis Februar 2006), die Teil der großen
Römerausstellung des Landes Baden-Württemberg war. Während sich die
Ausstellung in Stuttgart (zu der ebenfalls ein Katalog erschienen ist) mit der
Römerherrschaft in Germanien vom 1. Jahrhundert n.Chr. bis zur Mitte des 3.
Jahrhunderts beschäftigte, behandelte die Ausstellung in Karlsruhe die
anschließende Zeit bis ins 5. Jahrhundert. Besonderes Augenmerk wurde darauf
gelegt, diese Zeit, die allgemein als "Spätantike" bezeichnet wird,
nicht, wie noch in der älteren Forschung und auch teils noch in populären
Darstellungen der Fall, als Verfall-, sondern vielmehr als Umbruchszeit zu
behandeln, was auch der neueren Forschungsmeinung entspricht.
Der erste Teil des Katalogs (der, das sei bereits im voraus festgestellt, sehr
hochwertig verarbeitet wurde und mit über 300 Abbildungen auch oppulent
bebildert ist) besteht aus einer gediegenden Einführung in die Zeit der
Spätantike und der Situation des römischen Reichs bzw. der Rheinregion ab dem
3. Jahrhundert, der Krisenzeit des Imperiums, als dieses durch die Bildung
gentiler Großverbände am Rhein (Franken und Alamannen) sowie durch die
Entstehung des Neupersischen Reichs der Sasaniden im Osten gleichzeitig an zwei
Fronten unter Druck geriet. Dabei ist unter anderem der sehr knappe, aber die
Grundzüge der Zeit gut hervorhebende Aufsatz von
Mischa Meier zu nennen (S. 62-71),
der auch als einer der besten Kenner der Spätantike in Deutschland gelten darf
(und dessen Buch
Justinian.
Herrschaft, Reich und Religion bereits an anderer Stelle sehr positiv
besprochen wurde). Aber auch die Aufsätze über die Alamannen oder die
diocletianisch-constantinischen Reformen sind nicht minder lesenswert.
Der zweite Teil stellt als eigentlicher Katalog das Herzstück des Bandes dar.
Dabei werden höchst unterschiedliche Themen angesprochen, wie beispielsweise
der Augsburger Siegesaltar, die Glasproduktion in der Spätantike, die wohl eher
unbekannte, aber nichtsdestoweniger bedeutende "Tabula Peutingeriana",
die spätrömische Fluss- und Festungsverteidigung am Rhein, der bedeutende
Silberschatz von Kaiseraugst, die Kaiserstadt Trier oder die spätantike
Religion in diesem Raum. Dabei sind jeweils nach einer kurzen Einführung
mehrere Abbildungen (immer in Farbe) verschiedener Exponate aufgeführt, die
auch relativ ausführlich beschrieben werden. Zudem enthält jeder Abschnitt
mehrere Literaturangaben in Kurzform, die mit Hilfe des im Anhangs befindlichem
Literaturverzeichnis aufgelöst werden können und so dem interessierten Leser
die Möglichkeit bieten, sich weiter zu informieren.
Fazit
Abschließend kann festgestellt werden, dass die Aufsätze allesamt sehr lesbar
geschrieben sind, vor allem aber ist die Bebilderung des Katalogs hervorragend
gelungen. Wer sich für die faszinierende Umbruchszeit der Spätantike im
Rheingebiet interessiert, wird den Kauf (trotz des relativ hohen Preises, gerade
im Vergleich zum umfangreicheren Katalog zur Ausstellung in Stuttgart) sicher
nicht bereuen.
Vorgeschlagen von B. Kiemerer
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veröffentlicht am 19. März 2006 2006-03-19 18:40:22