Aus der Sicht seines Sohns Jasper wird die schillernde Figur Johnny Lim
portraitiert, geboren 1920 in China als Lim Seng Chin, der von den Briten als
Kuli für den Bergbau nach Malaysia geholt wurde. Jasper beschreibt zunächst
sachlich wie ein Historiker, wie das Leben seines Vaters verlaufen sein könnte,
und ergänzt historische Fakten mit eigenen Erinnerungen. Johnny ist ein
begabter Tüftler und kann jede Maschine reparieren. Nachdem er einen
Vorgesetzten im Affekt schwer verletzt hat, findet er in Tiger Tans Stoffladen
Arbeit. Er entwickelt sich zum gewieften Händler. Bald geht das Bild des
radelnden Johnny, der mit einem gut verschnürten Stoffpaket auf dem
Gepäckträger durch den Monsunregen von Dorf zu Dorf radelt, in die lokale
Geschichte ein. Als mobiler Verkäufer erhält er nebenbei alle für die
Kommunistische Partei Malaysias wichtigen Informationen. Unter dem Deckmantel
der Seidenmanufaktur könnte Johnny Schwarzhändler und Kollaborateur für die
japanischen Besatzer gewesen sein - doch die Charakterisierung des erfolgreichen
Geschäftsmannes könnte ebenso durch den Blick seines Sohnes verzerrt sein.
Das einzige Foto seiner früh verstorbenen Mutter Snow Soong das Jasper noch
besitzt, zeigt die Ruine eines Gebäudes. Diese Ruine verknüpft die drei Teile
des Buches miteinander. Im mittleren Teil können wir in Snows Tagebuch die
komplizierte Beziehung zwischen ihr, ihrem Mann Johnny, dem Japaner Mamoru und
dem Engländer Peter Wormwood nachlesen. Im letzten Teil kommt der greise
Wormwood zu Wort, der sein ganzes Leben in Malaysia verbrachte. Die Dreiteilung
verdeutlicht, wie unterschiedlich alle Beteiligten die Frage beantworten, ob
Johnny mit den Japanern kollaborierte oder nicht.
Fazit
An Taws Erstlingsroman habe ich hohe Erwartungen gehabt, die nur teilweise
erfüllt wurden. Mit Abstand am besten gefallen hat mir der erste Teil des
Buches mit der Beschreibung Johnnys aus der Sicht seines Sohnes.
Vorgeschlagen von Helga Buss
[Profil]
veröffentlicht am 17. März 2006 2006-03-17 10:02:15