Nur weil der Kleifarvatn südlich von Reykjavik gerade trocken liegt, findet
eine Wetterforscherin den Toten. Der Mann starb vor mehr als 30 Jahren durch
einen Schlag gegen den Kopf und wurde dann zusammen mit einem russischen Sender
im Wasser versenkt. Kommissar Erlendur Sveinsson und sein Team untersuchen
zunächst ungeklärte Vermisstenfälle aus den 70er Jahren. Sie stoßen auf
merkwürdige Verbindungen zwischen Island und der damaligen DDR. Sollte der
sozialistische Einheitsstaat während des Kalten Krieges ein gut organisiertes
Spionage-Netz gegen die in Island stationierten Amerikaner geknüpft haben? Wird
Erlendur bei seinen Nachforschungen Hilfe von der Botschaft der USA bekommen?
Parallel zu den Ermittlungen erzählt ein unbekannter Zeitzeuge Erinnerungen an
sein Studium an der Universität Leipzig, für das einige Isländer in den 60er
Jahren Stipendien der DDR-Regierung erhielten. Die jungen Leute erlebten
damals hautnah die Widersprüche des sozialistischen Systems: der Begriff
"Völkerfreundschaft" wurde im Mund geführt und durch so genannte
Betreuer sichergestellt, dass jeder jeden bespitzelt und man niemandem trauen
konnte. Eine junge Studentin verschwand damals spurlos. Ebenso spurlos muss auch
der unbekannte Tote verschwunden sein. Erlendur wird ihn erst identifizieren
können, wenn er die Verknüpfung zwischen damals und heute herstellt und die
Identitäten der Beteiligten enthüllen kann.
Fazit
Indridason hat den Alltag in der ehemaligen "Kältezone
Ostdeutschland" sorgfältig recherchiert und treffend geschildert. Wie die
komplizierte Beziehung unter den Studenten damals bis in die Gegenwart wirkt ist
bis zur letzten Seite eine spannende Lektüre. Der ruhige Erlendur und seine
Kollegen Elinborg und Sigurdur werden den Lesern unaufgeregt und sympathisch
ans Herz gelegt. Landkarte und Stadtplan im Buchdeckel erhöhen den Lesegenuß.
Vorgeschlagen von Helga Buss
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veröffentlicht am 02. März 2006 2006-03-02 09:40:26