Unterrichtsfächer wie Ritzenflitzen, Kichern und Klagen und der ultimative
eiskalte Luftzug - wer mag da nicht in die Schule gehen?! Da muss das Lernen
doch einfach Spaß machen. Und obwohl Stoffel, das kleine Gespenst der Burg
Steinfurt, anfangs gar keine Lust zum Lernen hat, macht es ihm doch schon nach
der ersten Stunde bei Lehrer Baldur von Bentheim so richtig Freude.
Denn im Unterricht erfährt Stoffel, wie er sich so flach und dünn machen
kann, dass er durch den kleinsten Ritz kommt und anderen einen mächtigen
Schrecken einjagen kann. Denn eines ist ja bekannt: auch kleine Gespenster
müssen das Spuken erst einmal lernen. Bald beherrscht Stoffel sein Geschäft so
gut, dass er sogar einer älteren Dame, die er von vielen Spaziergängen mit
ihrem Hund im Park kennt, aus einer ziemlich misslichen Lage helfen kann.
Usch Hollmanns Buch "Stoffel lernt spuken" ist lustige Unterhaltung
für Kinder ab dem Vorschulalter - ebenso wie Heimatkunde. Klar, bei den vielen
Schlössern und Burgen im Münsterland biete es sich einfach an, eine
Gespenstergeschichte zu schreiben.
Der Clou dieses Buches liegt aber auf einem anderen Gebiet. Hier wird nicht nur
eine schöne Geschichte erzählt, sondern auch noch ins Plattdeutsche
übersetzt. "Übersetzerin! ist Käthe Averwald, die seit 1987
plattdeutsche Lyrik und Prosa in verschiedenen Zeitschriften und Zeitungen
veröffentlicht hat. Mit dem Buch "Stoffel lernt spuken", das den
plattdeutschen Untertitel "Stoffel läert spöken" trägt, wird gerade
dem jungen Lesepublikum die plattdeutsche Sprache näher gebracht.
Sicher, das alt vertraute Platt, das heute fast nur noch von älteren Menschen
gesprochen wird, verstummt mehr und mehr. Schade aber wäre es, wenn es eines
Tages ganz verschwunden wäre. Schon alleine deshalb ist jede Möglichkeit als
äußerst löblich hervorzuheben, die sich gegen diesen Trend stellt - und
gerade Kindern und Jugendlichen einen Zugang zum Plattdeutschen verschafft.
"Denn eigentlich läge ja bei der Jugend die Garantie, das
"Haltbarkeitsdatum" der nicht zu unterschätzenden Mundart unserer
Vorfahren gegen den Trend der Zeit in die Zukunft zu verschieben, damit dieses
individuelle Kulturgut seinen Platz und Wert behält", hieß es vor kurzem
einmal im Rahmen der Versammlung
eines plattdeutschen Runde im Sauerland, die vor mehr als 30 Jahren aus der
Taufe gehoben wurde.
Das Hollmann-Buch macht es nun auch dem plattdeutschen Laien leicht, sich in die
Mundart einzufinden. Zweispaltig sind die Seiten aufgebaut - in der linken
Spalte findet sich der hochdeutsche Text, direkt daneben, in der rechten Spalte,
die plattdeutsche Übersetzung. So kann man es einfach einmal wagen, den Blick
über den "Tellerrand" zu werfen - und vielleicht auch als junger
Mensch Freunde am Plattdeutschen zu finden.
Fazit
Und wer weiß, vielleicht wird "Platt" ja eines Tages noch
Unterrichtsfach... Das wäre dann sich genau so lustig wie Ritzenflitzen oder
Kichern und Klagen!
Vorgeschlagen von Martina Meier
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veröffentlicht am 03. Februar 2006 2006-02-03 16:19:25