Jason Starr schreibt in der Tradition von Jim Thompson und James M. Cain.
Insbesondere sein Debut, "Top Job" hat - zu recht - sehr gute Kritiken
bekommen. Dieses Buch ist jedoch in mehrfacher Hinsicht zwar auch spannend, aber
insgesamt nicht so gut gelungen wie sein Erstlingswerk.
Maureen und Leslie kennen sich seit ihrer Schulzeit und sind Freundinnen. Doch
ihre Ehemänner, Joey und David, könnten unterschiedlicher nicht sein. Der
arbeitslose Joey ist der klassische Versagertyp, wettet Unsummen an Geldern,
über die er nicht verfügt und lebt von der Hand in den Mund. David hingegen
hat einen ihn befriedigenden Job in der Werbebranche. Doch in einer Woche kehren
sich die Verhältnisse um: Joey, der dringend Geld benötigt, um seine Schulden
zu bezahlen (er wurde von Schuldeneintreibern massiv bedroht und verletzt) plant
die Entführung von Davids Tochter, um von diesem Geld zu erpressen. David
wiederum wird von einer Angestellten in seinem Büro erpresst, mit der er
zeitweise seine Frau hinterging. Diese droht ihm, seine Frau über die
außereheliche Beziehung zu informieren, sollte er sich nicht scheiden
lassen...
Beide Entwicklungen treiben - am selben Tag - auf einen spannenden Höhepunkt
zu, dessen Ausgang hier nicht verraten werden soll. Dennoch ist es gerade die
Gleichzeitigkeit beider Entwicklungen, die befremden. Natürlich - vom
"suspense" - dem Spannungsaufbau - versteht Starr eine ganze Menge.
Nicht umsonst steht er in der rabenschwarzen Tradition der "schwarzen
Serie" der amerikanischen Krimis der 1940-ger Jahre. Dennoch: die
Charakterzeichnungen sind eindimensional und die Handlung ist in diesem Band -
im Gegensatz zu "Top Job" - arg vorhersehbar. Am Ende haben sich die
Verhältnisse umgekehrt: die "gutbürgerliche" Idylle der Aufsteiger
Lelie und David zerbricht, während Joey sein Ziel offensichtlich erreicht. Doch
genau dies ist nicht nur vorhersehbar, sondern wirkt auf mich zu konstruiert.
Fazit
Nichtsdestotrotz ist auch dieser Krimi spannend und kurzweilig, kurz: gute
Unterhaltung. Wer aber "Top Job" gelesen hat, der dürfte enttäuscht
sein. An die Klasse dieses Erstlings kommt "Die letzte Wette" nicht
heran.
Vorgeschlagen von Bernhard Nowak
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veröffentlicht am 28. Oktober 2005 2005-10-28 15:04:33