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Iwan Bunin: Das Dorf

Das Dorf

von Iwan Bunin
Verlag: Piper Verlag [mehr Bücher von diesem Verlag zeigen]
Sparte: klassische Literatur
ISBN-13 978-3-492-02243-9

Preis: 11,11 Euro bei Amazon.de [Stand: 24. November 2024]
Iwan Alexejewitsch Bunin (1870-1953) stammte aus einer verarmten Adelsfamilie. Mit fünfzehn verließ er die Schule, arbeitete als Journalist und Bibliothekar und fing an zu schreiben. Bunin kannte Leo Tolstoj, von dem er zunächst stark beeinflusst war, und er war befreundet mit Anton Tschechow und Maxim Gorkij. 1909 wurde Bunin zum Ehrenmitglied der russischen Akademie ernannt. 1897-1917 erschienen mehrere Bände mit Erzählungen und Gedichte, sowie die Romane "Das Dorf" (1910)und Suchodol (1911). Es handelt sich dabei um eindrucksvolle und düstere Schilderungen des bäuerlichen Lebens. Im vorliegenden Band sind Erzählungen vor der russischen Revolution 1917 vereinigt. "Das Dorf" erzählt die Geschichte zweier Brüder, der eine Weinhändler, der andere Kneipenwirt. Beide zerbrechen an der Öde und Stumpfheit ihrer Dorfexistenz. "Ganz Rußland ist ein Dorf" heißt es an einer Stelle. Dies bedeutet: überall in Rußland findet sich die gleiche geistige Armut und Leere, die die Menschen zugrunde richtet. Bunins Thematik: Niedergang, Verfall, Stillstand finden sich auch in den weiteren Erzählungen des vorliegenden Bandes.

Interessant ist, dass diese Erzählungen des späteren Literaturnobelpreisträgers (den er 1933 erhielt)in die Zeit der Ermordung des russischen Ministerpräsidenten Stolypin fallen, der - vergeblich - Reformen an der russischen Dorfgemeinschaft, des "Mir" durchführen wollte. Stolypins Ziel war es, dass die Bauern sich frei entfalten und eigene Initiative entwickeln sollten. Deshalb förderte seine Agrarreform vom Herbst 1906 das Privateigentum. Der Bauer sollte jederzeit aus der Dorfgemeinschaft austreten können. Diese Reformen scheiterten. Sie zeigten aber eindeutig, dass die Beibehaltung dieser zu unrecht romantisierten Dorfgemeinschaft nach der Aufhebung der Leibeigenschaft im 19. Jahrhundert die Entwicklung von Eigeninitiative entscheidend verhindert hatte, weil die Bauern kein Geld hatten, um sich eine eigene Existenz aufzubauen und Ländereien zu erwerben.

Wer einen Eindruck von jener Zeit gewinnen möchte, der lese dieses interessante Buch. Auch heute noch ist es sehr aktuell und fesselnd. Wer verstehen möchte, in welchem ökonomischen, politischen und mentalen Zustand Rußland zur Jahrhundertwende gewesen ist, sollte dieses Buch lesen. Die Ursachen, die zur russischen Revolution von 1917 führten, sind danach verständlicher.
Fazit
Nach wie vor ein Klassiker der russischen Literatur. Sehr lesenswert.
10 Sterne10 Sterne10 Sterne10 Sterne10 Sterne10 Sterne10 Sterne10 Sterne10 Sterne10 Sterne
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Vorgeschlagen von Bernhard Nowak [Profil]
veröffentlicht am 25. September 2005

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