Für einen historisch-politischen Fernkurs suchte ich eine Einführung zum Thema
Staatsformen und Regierungsformen. Das vorliegende Buch behandelt Staatsformen
von der Antike bis zur Gegenwart in 10 Aufsätzen von Historikern und
Politologen ihres Fachgebietes. Inhalt sind Modelle politischer Ordnung vom
Altertum bis zur Gegenwart. Das Buch verbindet historische Analyse und die
Methode des politikwissenschaftlichen Systemvergleiches. Das Buch füllt
insofern wirklich eine Lücke, da - wie die Autoren zu recht konstatieren -
bislang kein Werk über die vergleichende Geschichte der Staatsformen und
politischen Systeme vorlag. Hierbei werden auch detailliert Staatsformen (also
Monarchie oder Republik) von Regierungsformen (Demokratie, Diktatur) nicht nur
unterschieden, sondern ihre jeweilige Benennung in der jeweiligen Epoche
(Altertum, Mittelalter, Aufklärung, Neuzeit) benannt und bewertet. Für die
aktuelle Einteilung im 21. Jahrhundert wird die Einteilung nach Wolfgang Merkel:
"Systemtransformation" aus dem Jahre 1999 herangezogen (S. 40).
Hierbei wird insbesondere auf den Unterschied demokratischer, autoritärer und
totalitärer Systeme eingegangen. Auch die Unterschiede zwischen
parlamentarischen und präsidiellen Regierungssystemen werden benannt, wobei die
Forschungsergebnisse der modernen Politikwissenschaft gut dargestellt werden;
auf die Veröffentlichungen von Steffani, von Beyme, Fraenkel und anderen wird
eingegangen. Mich haben insbesondere die Staats- und Regierungsformen des 20.
Jahrhunderts interessiert, wobei insbesondere der Aufsatz von Eckhard Jesse:
Staatsformen und politische Systeme im Vergleich aus meiner Sicht herausragend
ist, da er auf die wichtigsten neueren Aufsätze und Forschungsergebnisse zum
Thema verweist und diese gewissenhaft auswertet. Seine Feststellung in Anlehnung
an Churchill, Demokratie sei nach wie vor die beste aller Regierungsformen
besäße heute noch viel Plausiblilität, obwohl angesichts der hohen
Erwartungshaltung Enttäuschungen vorprogrammiert würden (S. 367) ist
sicherlich zutreffend. Roland Sturm untersucht die Perspektiven des Staates im
21. Jahrhundert, wobei er zu der - sicherlich plausiblen - Auffassung kommt,
dass die gesellschaftlichen Umbrüche des 21. Jahrhunderts den klassischen
Nationalstaat aushöhlen würden (S. 396). Zu wenig geht mir der Autor jedoch
auf das Problem der Globalisierung ein; hierzu gibt es Untersuchungen (etwa von
Hoffe), die nicht reflektiert werden. Ein entsprechender Aufsatz sollte in einer
möglichen Neuauflage diesen Aspekt berücksichtigen oder der Aufsatz von Roland
Sturm um diesen Aspekt erweitert werden.
Fazit
Insgesamt dennoch ein lesenswertes Buch, welches verständlich geschrieben ist
und eine Lücke in der Forschung schließt. Gute Einführung zum Thema für
Oberstufenschüler und Studenten der Geschichts- und Politikwissenschaft.
Vorgeschlagen von Bernhard Nowak
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veröffentlicht am 02. September 2005 2005-09-02 23:01:03