einzuordnen...
Ist das nun ein Roman für Kinder? Für Jugendliche? Für junge Erwachsene? Für
Berliner?
Oder eignet er sich für alle, die lesen können und lesen wollen?
Genau genommen trifft die letzte Aussage den Nagel auf den Kopf! "Der
mechanische Prinz" ist nämlich ein wunderbares Buch, auch wenn es
teilweise ein wenig sperrig erscheint.
Sein elfjähriger Protagonist Max ist ein einsames Kind. Noch dazu ein
Großstadtkind. Seine Eltern sind so sehr mit sich selbst und ihren ewigen
Streitgesprächen beschäftigt, dass sie ihren einzigen Sohn kaum wahrnehmen.
Auch Freunde hat Max - bis auf eine Ausnahme - nicht. So verbringt er seine
Freizeit damit, durch Berlin zu streifen. Die öffentlichen Verkehrsmittel
bringen ihn an jeden gewünschten Ort - und jeder Berlinkenner oder
Berlinliebhaber kann die Fahrten des Jungen mit Hilfe des eingedruckten
Verkehrsnetzplanes verfolgen.
Eines Tages geschehen zwei unglaubliche Dinge, die den Roman auf eine andere
Ebene heben: Ein einarmiger Bettler schenkt Max einen goldenen Fahrschein und
kurze Zeit später Max an einem U-Bahnhof vorbei, den es eigentlich gar nicht
gibt. Der Elfjährige steigt aus und entdeckt ein fremdes Land; ein Land, in dem
er seinen eintönigen, sinnlosen Alltag hinter sich lassen kann. Von nun an
bereist er Orte, die so genannten Refugien, die nur Auserwählten zugänglich
sind. Dort begegnet Max im übertragenen Sinne seinen Ängsten, seiner Wut und
seiner Traurigkeit.
Aber auch für das goldene Ticket gelten Regeln. Glückt Maxens gefährliche
Reise durch die verschiedenen Refugien, wird sich sein Leben verändern - und er
wird sein Herz retten können. Missglückt sie, wird der mechanische Prinz, der
Herrscher über die geheimen Refugien, ein schreckliches Pfand von ihm fordern.
Wobei der Prinz noch längst nicht sein gefährlichster Gegner ist...
Max wird zum Wanderer zwischen den Welten, er findet Freunde und begegnet
Feinden - und am Ende seiner Geschichte ist er klüger geworden, mutiger und
zufriedener.
Steinhöfels Roman ist für ein Kinder- bzw. Jugendbuch auffallend ernst.
Andererseits bedient er natürlich genau den Grundsatz, den Pädagogen fordern:
Kinder wollen, sollen und müssen ernst genommen werden! Einsame Kinder wie Max,
die von ihren Eltern keine Unterstützung erwarten können, sind wahrlich keine
Ausnahme. Dem Autor gelingt es, seine Figuren glaubwürdig, ja sogar real, zu
gestalten. Max ist eine starke Identifikationsfigur. Das gilt vor allem für
elf- bis vierzehnjährige Leser. Aber auch allen anderen möchte ich diesen
Roman ans Herz legen...
Fazit
Ein interessantes Buch für junge und jung gebliebene Leser!
Vorgeschlagen von Heide John
[Profil]
veröffentlicht am 23. August 2005 2005-08-23 11:09:59