Bislang gab es für politisch Interessierte drei Einführungen in das politische
System der Bundesrepublik: diejenige von Wolfgang Rudzio, die von Klaus von
Beyme und die von Kurt Sontheimer und Wilhelm Bleek. Nun ist eine vierte
Einführung in das politische System der Bundesrepublik hinzugekommen: die von
Jürgen Hartmann. Sie ist verständlich geschrieben und meines Erachtens sehr
gut gelungen. Gefallen hat mir an der Einführung, dass sie verständlich
geschrieben ist und - im Gegensatz zu den anderen Werken - auch die politischen
Systeme des Auslandes, etwa der USA, der Schweiz oder Frankreichs heranzieht.
Außerdem gefällt mir an der Einführung sehr gut, dass die historischen
Grundbedingungen der politischen Institutionen, etwa der Stellung von Bundesrat
und Verfassungsgericht, ausreichend verdeutlicht werden und Begriffe, etwa
diejenige der Richtlinienkompetenz des Kanzlers, immer an der
Verfassungswirklichkeit gemessen werden. Hervorragend ist, dass auch Auszüge
aus dem Grundgesetz, aus Verfassungsgerichtsurteilen etc. verwiesen wird und das
auf wichtige Grundlagenliteratur verwiesen wird. Das Buch behandelt
ausführlicher als die anderen Einführungen die Verknüpfungen des politischen
Systems der Bundesrepublik mit dem der EU und behandelt die Verflechtung von
Politikbereichen, wie Arbeitsmarkt und Wirtschaft. Dafür werden Aspekte der
politischen Kultur nur in ihren institutionellen und prozeduralen
Erscheinungsformen geschildert. Das Ziel des Buches, als Einführung zum
Verständnis politischer Zusammenhänge beizutragen und nur ein Minimum an
theoretischen Erörterungen zu liefern (es beschränkt sich hier auf Typologien
des parlamentarischen und des präsidiellen Regierungssystems und der Mehrheits-
und Konsensdemokratie)ist gut gelungen. Gut gefallen hat mir auch, dass die
Finanzprobleme der Kommunen und die Probleme des deutschen Föderalismus gut
dargestellt werden. Kleinere sachliche Fehler (so hat etwa der Hamburger
Bürgermeister Voscherau nie mit den Grünen koaliert, sondern sich von der
Stadt-Partei tolerieren lassen oder die formale Tatsache, dass in Frankreich der
Staatspräsident den Regierungschef formal ernennen, jedoch - theoretisch -
nicht entlassen kann) sind vorhanden, fallen aber nicht so stark auf.
Fazit
Insgesamt: eine fundierte Einführung, die nicht so theoretisch ist wie die von
von Beyme, kürzer und manchmal nicht so detailliert ist wie die von Rudzio,
weniger im Erzählton gehalten wie die von Sontheimer/Bleek, aber als
Einführung dennoch sehr brauchbar ist, v.a. wenn man sich für die Probleme der
Wirtschaftspolitik und des Sozialstaates interessiert und mehr überdie
Verknüpfung des politischen Systems in die EU erfahren möchte. Sein Ziel, in
komprimierter Form Basisfakten des politischen Systems als Einführung zu
liefern, erfüllt dieser Band voll und ganz.
Vorgeschlagen von Bernhard Nowak
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veröffentlicht am 07. August 2005 2005-08-07 12:10:31