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Joschka Fischer: Die Rückkehr der Geschichte

Die Rückkehr der Geschichte

von Joschka Fischer
Verlag: Kiepenheuer & Witsch [mehr Bücher von diesem Verlag zeigen]
Sparte: Politik
ISBN-13 978-3-462-03035-8

Preis: 2,75 Euro bei Amazon.de [Stand: 21. Dezember 2024]
Der Grünen-Politiker Joschka Fischer hat ein sehr gehaltvolles und interessantes Buch geschrieben, welches detailliert in wichtige Probleme der globalisierten Welt einführt. Fischer konstatiert, dass mit dem 11. September 2001 das Ende der Nachkriegszeit gekommen und ein neuer Totalitarismus in Form des weltweiten Terrorismus Einzug gehalten hätte. Dieser Totalitarismus zeichne sich - wie die Totalitarismen des 20. Jahrhunderts - durch eine scheinbar große und göttliche Idee aus, hier der Idee des "Gottesstaates" (S. 18). Je zerstörerischer, desto wirkungsvoller, und je wirkungsvoller, desto besser, weil schrecklicher in ihrer furcheinflößenden Wirkung. Dies sei die Formel des neuen Totalitarismus. In Anlehnung an die Publikationen von Andreas Herberg-Rothe, Martin Creveld oder Herfried Münkler schildert er die Gefahren der sogenannten asymetrischen Kriegsführung (damit ist gemeint, dass kein klassisches militärisches Duell zweier annähernd gleich starker Gegner, sondern militärisch ungleiche Gegner, Terroristen und Staaten sich gegenüber stehen). In Anlehnung an das anregende Buch Buch von John Gray über die Geburt Al-Qaidas aus dem Geist der Moderne, der besten Analyse über die Al-Qaida, die ich gelesen habe, deutet Fischer das Phänomen des gegenwärtigen islamischen Terrorismus als Modernisierungskrise. Die Kraft und das Durchhaltevermögen des Terrorismus sei schwer abzuschätzen. Für die künftige internationale Ordnung und den Frieden im 21. Jahrhundert werde es von entscheidender Bedeutung sein, als wie stark, wie tief in der islamischen Welt verwurzelt und wie geistig und politisch mächtig sich dieser neue Totalitarismus jenseits seiner einzelnen Protagonisten und Organisationen erweisen werde (S.22).
Es gibt selten ein Buch, welches die "Bruchlinien der globalen Desintegration" so packend aufzeigt wie die Analyse Fischers. Michael Naumann hat in der "Zeit" vermerkt, das Buch Fischers gehöre zu den "ernsthaftesten Analysen" der deutschen Außenpolitik.

Beeindruckend ist die Belesenheit Fischers, der in der Tat gerade zu seinem Interessengebiet, der Bedrohung durch den Terrorismus, viele Werke gelesen hat. Seine These, nur durch eine Befriedung des Nahen Ostens mittels langfristiger und auf Kooperation gründender internationaler Anstrengung könne den Weltfrieden langfristig sichern, ist nichts hinzuzufügen.

Fischers Buch - auch seine Bemerkungen über die Folgen der Globalisierung, seine Anmerkungen zu den deutsch-amerikanischen Beziehungen, wobei er kritisch auf die Thesen des amerikanischen Politologen und Historikers Robert Kagan eingeht, sind sehr interessant. Sie können aus Platzgründen hier nicht ausführlich erörtert werden.
Fazit
Ein sehr lesens- und nachdenkenswertes Buch von einem der besten strategischen Analytiker der deutschen Außenpolitik. Das Werk wird meines Erachtens auch dauerhaft ein Grundlagenwerk bleiben, über jegliche Tagesaktualität hinaus. Dies macht seinen Wert aus.
10 Sterne10 Sterne10 Sterne10 Sterne10 Sterne10 Sterne10 Sterne10 Sterne10 Sterne10 Sterne
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Vorgeschlagen von Bernhard Nowak [Profil]
veröffentlicht am 02. Juli 2005

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