Was ist das nur für ein komisches, missmutiges kleines Mädchen, das da mit
einer viel zu großen Lacklederhandtasche durch die Gegend zieht und alle
Menschen anbrüllt: "Gehört das so??"
Doch keiner kann ihr Antwort geben auf die Frage, denn eigentlich weiß niemand
so genau, was das Mädchen eigentlich möchte. So hat sie irgendwann eine kleine
Gefolgschaft im Rücken, die neugierig geworden ist - eine lange dünne Frau,
einen dicken Mann, einen kleinen Mann, einen Teddybär, natürlich einen Hund -
und wie es scheint einen allwissenden Erzähler, einen Flügelmensch, der weit
über der Geschichte schwebt.
Später dann traut sich die lange dünne Frau die alles entscheidende Frage zu
stellen: "Was ist eigentlich mit dir los?" Sie leitet damit die
Wendung der Geschichte herbei, denn nun schreit das Mädchen laut heraus
"Elvis ist tot!"
Nun, wer das bislang nicht mitbekommen hat, der hat irgendwie die Zeit
verschlafen. Denkt man.
Doch Halt! Es ist ja gar nicht jener Elvis gemeint, an den sicher alle zunächst
beim Lesen des Untertitels dieses Buches gedacht haben.
Von oben herab blicken nach diesem Aufschrei die Unstehenden zu dem kleinen
Mädchen herab. Auf der großen grünen Wiese wirkt es so verloren. Sie öffnet
ihre alte Omahandtasche und hier kommt er nun zum Vorschein: Elvis, ihr Elvis,
der kleine gelbe Vogel des Kindes.
Nun setzt sich ein Trauerzug in Bewegung. Das Mädchen vorneweg ist nicht mehr
alleine, es hat Tröster in der Not. Und als sie die Geschichte ihres kleinen
Freundes erzählen kann, da huscht ihr erstmals wieder ein Lächeln über das
Gesicht. Nun weiß sie, dass ihr Elvis sicher gemeinsam mit "dem"
Elvis im Himmel singen wird.
Ein wenig skurril wirken die Figuren Schössows schon. So ganz anders als man
sich gemeinhin eine Trauergemeinde vorstellt. Denn darum geht es in diesem Buch
natürlich vorrangig. Um den Tod eines geliebten Haustieres und dessen
Bewältigung für ein Kind. Die Trauer, die Wut, die Verzweifelung werden
deutlich - das Ausgeliefertsein an eine Situation, die man nicht ändern kann.
Oftmals werden Kinder durch den Tod eines Tieres ja das erste Mal überhaupt mit
dem Thema Endlichkeit des Lebens konfrontiert.
Doch, und das ist so liebenswert an diesem Buch, die Kleine schafft es die
Trauer zu überwinden, indem sie sich noch einmal in Gesellschaft verständiger
Erwachsener mit dem Leben ihres Freundes beschäftigen kann. In der Trauer
schließlich können alle sogar zusammen lachen - und das mag ein
Hoffnungsschimmer dafür sein, dass mit dem Tod einer geliebten Person oder -
wie in diesem Fall - eines geliebten Haustieres noch längst die gemeinsame
Geschichte nicht zu Ende sein muss. Schließlich erinnert man sich ja auch an
"den Elvis" noch viele Jahre nach seinem Tod. Wichtig in diesem
Zusammenhang ist, dass das Kind über den Verstorbenen berichten kann, denn erst
in dieser Situation keimt der Hoffnungsschimmer in der Schössow-Geschichte
wieder auf.
Fazit
Peter Schössow, renommierter deutscher Illustrator, der auch schon für die
Sendung mit der Maus gezeichnet hat, kommt in diesem Buch mit einer sehr
reduzierten Sprache aus. Doch da, wo man seine Gefühle nicht ausdrücken kann,
da fehlen eben oft die Worte und es bleibt nun ein gebrülltes "Gehört das
so??!" übrig. Dafür sind die Bilder umso aussagekräftiger und lassen
nach dem Lesen oder Vorlesen auch eine weitere Diskussion zu dem Thema Tod und
Sterben und über die Gefühle von Kindern zu.
Vorgeschlagen von Martina Meier
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veröffentlicht am 12. Juni 2005 2005-06-12 17:48:21