Blanche ist sechzehn und schüchtern. So schüchtern, daß sie an der Uni in
Brüssel, wo sie studiert, niemand auch nur wahrnimmt. Niemand außer Christa -
dem allseits beliebten, hübschen Mädel, dem alle Herzen entgegen fliegen. Und
ausgerechnet Christa knüpft Kontakt zu Blanche und erlöst sie aus der
Einsamkeit. Die beiden werden Freundinnen, so sieht es zumindest aus, und
Blanche lädt Christa, die von der Uni weit entfernt wohnt, sogar ein, bei ihr
zu übernachten. Doch damit beginnen die subtilen Machtkämpfe zwischen den
beiden Mädchen, die im Grunde genommen von vornherein entschieden sind: Christa
bezaubert selbst die Eltern ihrer Freundin so sehr, daß die eigene Tochter zur
Nebensache wird. Und Blanche, die graue Maus, kommt einer überaus geschickten
Intrigantin auf die Schliche, Christa - die Antichrista! So schön wie dieses
Wortspiel ist das ganze Buch. Amélie Nothomb, eine in Japan geborene
Diplomatentochter mit Wohnsitz in Paris und Brüssel, hält die ganzen kurzen
134 Seiten lang eine besitzergreifende Spannung aufrecht, die beklemmend wirkt.
Blanche durchschaut zwar die intriganten Spiele ihrer "Freundin", kann
sich nicht dagegen wehren - was sie auch versucht, gerät zu ihrem Nachteil.
Doch die vermeintlich Hilflose lernt schnell...
Fazit
Dies ist eines jener Bücher, die man kaum wieder aus der Hand legen kann.
Leider und zum Glück hat es nur 134 Seiten....
Vorgeschlagen von Annette Rieck
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veröffentlicht am 20. April 2005 2005-04-20 21:03:57