Gerade erst war Ostern, das höchste Fest der Christen, bei dem der Kreuzigung
und Auferstehung Jesu gedacht wird. An den gut gefüllten Kirchen ist deutlich:
Glaube spielt schon noch eine Rolle in der heutigen Zeit. Doch ist er auch noch
tief verwurzelt und stark gefestigt? Charles M. Sheldon hat sich 1897 dieser
Frage gewidmet und stellt in seinem Buch "In seinen Fußstapfen" immer
wieder dieselbe neue Frage: "What would Jesus do?" - Was würde Jesus
jetzt, in dieser Situation, tun?
An sich ist Pastor Dr. Henry Maxwell mit seiner Gemeinde ganz zufrieden: Der
sonntägliche Gottesdienst ist immer gut besucht, und er ist beliebt in seiner
Gemeinde. Seine Predigten entsprechen genau dem, was er im Theologiestudium
gelernt hat, es sind ausformulierte Texte, an jeder Stelle mit den Prinzipien
der Kirche übereinstimmend. Eines Tages jedoch wird dieses Idealbild
umgestoßen, als ein Mann zum Schluss des Gottesdienstes aufsteht und nochmals
auf die Predigt eingeht, nachfragt, wie Jesus das mit der Nachfolge gemeint hat.
Der Mann bricht in der Kirche zusammen und Maxwell nimmt ihn mit zu sich nach
Hause, um ihn zu pflegen.
Eine Woche später, in der Nacht zum Sonntag stirbt er. Maxwell, der sich die
ganze Woche über um den Kranken gekümmert hat, betritt seine Kirche ohne eine
vorformulierte Predigt, ohne Notizen. Nur eine Frage hat ihn in der letzten
Woche stark beschäftigt, und nach der Predigt hält er noch eine Ansprache, in
der er darauf eingeht. Es ist die Frage nach der Nachfolge. Wie sollen wir das
in der heutigen Zeit verstehen? Er ruft seine Gemeinde auf, in einem Projekt
genau dies zu untersuchen. Sie sollen sich die Frage "Was würde Jesus
tun?" bei jeder Handlung stellen und so dann auch handeln, wie Jesus es
getan hätte. Dieses Experiment zieht starke Kreise: Aus der Tageszeitung
verschwinden Werbeanzeigen, Artikel über Boxkämpfe werden nicht gedruckt und
statt eine gut bezahlte Stelle als Sängerin an der Oper anzunehmen bleibt eine
junge Frau lieber der Gemeinde erhalten und singt im sonntäglichen
Gottesdienst.
Fazit
Sheldon stellt sich einer interessanten Problematik, doch insgesamt geht das
Buch damit etwas zu glattgekämmt um. Alle Anstrengungen, Jesus nachzufolgen,
können nahezu problemlos umgesetzt werden, die Konflikte mit anderen Menschen
sind minimiert und fast jeder lässt sich direkt von der neuen Welle der
Religiosität mitreißen. Deshalb gibts nur 7 Sterne für ein Buch, das auf ganz
andere Weise mit Glaube umgeht.
Vorgeschlagen von Nico Haase
[Profil]
veröffentlicht am 29. März 2005 2005-03-29 11:01:32