Die Farmer im amerikanischen Panhandle zwischen Texas und Oklahoma passen zur
staubtrockenen Landschaft, sie sehen aus wie Dörrfleisch. Ein Panhandle ragt
wie eine Art Wurmfortsatz in einen anderen Staat hinein. Auf diesem kargen
Stück Land mit verwitternden Windrädern sondern sich die Viehzüchter mit
kilometerlangen Zäunen gegen die Nachbarn auf der anderen Seite der
Staatsgrenze und gegen angebliche Viehkrankheiten ab. Wichtigstes Kapital jedes
Farmers sind die Wasserrechte am Grundwasser unterhalb seines Besitzes. Die
Windräder, die die Wasserpumpen antreiben, dominieren die Landschaft - und der
Windrad-Mechaniker ist unentbehrlich für das Überleben der Farmen.
In diese Gegend, in der jeder jeden seit seiner Kindheit kennt, wird Bob Dollar
geschickt. Das Findelkind, das von einem kauzigen Antiquitätenhändler
aufgezogen wurde, soll als Scout Grundstücksbesitzer finden, die bereit sind,
Land an einen Schweinemast-Betrieb zu verkaufen. Bob zieht in Woolybucket als
Untermieter bei LaVon Fronk ein und gibt vor, Land für Luxus-Alters-Ruhesitze
zu suchen. LaVon ist eine wandelnde Enzyklopädie der Ortsgeschichte. Bob saugt
ihre Erzählungen über Land und Leute auf und liest über die Geschichte der
Gegend, was er in die Hände bekommt. Der weibliche Teil der Bevölkerung
lästert sich derweil beim gemeinsamen Quilten den Mund fransig. Bei LaVon und
in der örtlichen Kneipe kann Bob die Gedankengänge der Farmer studieren: von
"Helle Pferde ziehen den Blitz an" bis "Früher war alles besser
und die Hagelkörner waren größer". Knorrige Gestalten, die schon so
manche Dürreperiode und Wirtschaftskrise überlebt hat, fallen kaum auf ein
frisch eingetroffenes, unwissendes Jüngelchen wie Bob herein. Bob Dollar muss
einsehen, dass er den Trupp gerissener Alter unterschätzt hat: sie haben sich
vorgenommen, 150 Jahre alt zu werden und sich ihr Land unter keinen Umständen
abluchsen zu lassen.
Fazit
Proulxs Bücher bestechen durch die Fülle ihrer Detailkenntnisse und die
liebevolle Charakterisierung iunerreicht kauziger Gestalten. Der Lese-Genuss ist
in der englischen Originalausgabe größer als in der Übersetzung.
Vorgeschlagen von Helga Buss
[Profil]
veröffentlicht am 02. März 2005 2005-03-02 15:54:16