Antworten eines Schriftstellers
Das neue Werk des Harry Thürk: "Treffpunkt Wahrheit"
Es gibt ein altes chinesisches Sprichwort: "Wer fragt, ist ein Narr für
fünf Minuten. Wer nicht fragt, bleibt ein Narr für immer."
Diese Weisheit haben sich zahlreiche Leser des literarischen Publikumslieblings
Harry Thürk zu Herzen genommen und sich an einem Projekt beteiligt, das seit
anderthalb Jahren auf der Internetplattform des Herrn Thürk (dem "Harry
Thürk - Forum" unter www.harrythuerk.de.vu) läuft.
Sie fragten, Harry Thürk antwortete.
Im sog.
Harry Thürk - Fortsetzungsinterview veröffentlicht Thürk
seit Juli 2003 monatlich seine Antwort auf die zwei bis drei besten Leserfragen.
Diese Antworten bilden die Grundlage seines neuesten Werkes "Treffpunkt
Wahrheit" (Spotless-Verlag Berlin, November 2004).
Es waren keine Fragen, wie sie in bunten Hochglanz-Magazinen gefragt zu werden
pflegen. Niemand wollte Details aus der Intimsphäre des Harry Thürk erfahren,
niemand zielte auf skandalöse Enthüllungen ab. Statt dessen fragte man nach
Dingen von ehrlichem Interesse. Es sind geschichtliche Fragen, literarische
Fragen, kulturelle und politische Fragen, die Thürks Leser bewegen. Es sind
solche Fragen, die sie ihm stellten. Leser sind eben - so Thürk sinngemäß auf
dem Buchrücken - keine Journalisten. Sie sind "ehrlicher".
Harry Thürk ist seit mehr als 50 Jahren Schriftsteller. Er bereiste ein Dutzend
verschiedene Länder über Jahrzehnte hinweg, stellte Fragen, informierte sich.
Nun ist er an der Reihe, andere zu informieren, die Fragen anderer zu
beantworten.
Andere informieren, das kann er. Eine Multimillionenauflage und eine Leserschaft
in neun Sprachen beweisen es. Doch ein Buch dieser Art ist neu. Ein Buch,
entstanden in direktem und unmittelbarem Kontakt zwischen dem Autor und seinen
Lesern. Überdies wohl eines der ersten, oder gar
das erste Buch, das
gewissermaßen "live" im Internet entstand und dessen Inhalt zum
überwiegenden Teil noch immer dort steht (was die Kauffreude nicht schmälert,
denn natürlich enthält das Buch auch Texte, die im Internet nicht
veröffentlicht wurden).
Mithin, ein außergewöhnliches Buch.
Außergewöhnlich auch der Inhalt. An seinen Antworten merkt man: Harry Thürk
ist kein Diplomat. Er nimmt kein Blatt vor den Mund und versucht niemandem
gefällig zu sein. Er äußert seine Meinung, undogmatisch und mit einem
linkischen Gesichtsaudruck, den man beim Lesen regelrecht sehen kann. Er kennt
die Wahrheiten, die heute gern verschwiegen werden, und er scheut sich nicht,
sie unabhängig zu bewerten. Was er sagt, ist zynisch teils, auch provokativ und
wohl kaum als politisch korrekt zu bezeichnen. Er schreibt, wie Thürk immer
geschrieben hat: unterhaltsam, fesselnd, informativ.
Man muss keineswegs mit den Ansichten des Herrn Thürk übereinstimmen, um durch
dieses Buch zum Nachdenken gezwungen zu werden. Man muss kein Historiker sein,
um seinen Ausführungen folgen zu können. Auch kein Politologe. Alles was der
Leser dieses Buches mitbringen muss, ist der Wille, sich mit gesellschaftlichen
Prozessen auseinanderzusetzen, die er in der Zeitung mit den vier großen
Buchstaben nicht oder nur bis ins Lächerliche verzerrt vorfindet.
Thürk antwortet scharfsinnig und ausführlich. Dabei schweift er an einigen
Stellen so weit ab, dass der Fragesteller um die Substanz der Frage bangt. Es
ist für den unbedarften Leser sicher schockierend, enttäuschend oder zumindest
gewöhnungsbedürftig, auf eine Frage nach Richard Sorge eine Antwort über
Ernst Thälmann zu erhalten. Erst bei der intensiven Auseinandersetzung mit
Thürks Antwort merkt man dann, wie fein die Argumentation des Schriftstellers
gesponnen ist. Man merkt: Harry T. aus Weimar ist kein seniler 77-Jähriger, der
einfach den Punkt nicht findet; er ist ein Mann des Wortes, der den Punkt nicht
finden will. Er kennt die großen historischen und politischen Zusammenhänge
unserer Zeit zu gut, um seinen Horizont auf einen Punkt zu reduzieren.
Mit gewohnt salopp-eulenspiegeligem Humor kommentiert er "was die Welt im
Innersten zusammenhält" (das "heutige" mag man sich dazudenken),
und bleibt doch Journalist: Selbst im Antworten gelingt es ihm, Fragen zu
stellen. Er vermeidet es nicht. Ein Leser, der auf erschöpfende, endgültige,
gefällige Antworten hofft, wird enttäuscht. Es war nie, ist nicht und wird nie
Thürks Absicht sein, den Vordenker zu mimen. Wenn etwas aus diesem Buch klar
hervorgeht, dann das.
Trotz der leichten, unterhaltsamen Lesart erfordert dieses Buch ein Maß an
Reflexion wie nicht viele dieses Autors - gerade weil man im Stillen oftmals die
selben Fragen hegt wie jene Leser, die sich trauen, sie zu stellen. Dabei gilt:
Es lernt der Mensch solang er lebt und wer die Themen nicht kennt, die Thürk
anschneidet, tut gut daran, sich zu informieren. Schließlich kann man zwar
nicht vermeiden, bei Thürks geistigem Funkenflug selbst in Brand zu geraten,
doch wo es schon am Wald fehlt...
Zur Aufmachung des Werks sei noch so viel gesagt: Der Spotless-Verlag bleibt
seiner Linie treu, das Büchlein fügt sich nahtlos in die anderen
Veröffentlichungen der Spotless-Reihe ein - auch was die redaktionelle
Bearbeitung angeht. Ein knapp gehaltenes Vorwort sowie ein Interview mit Harry
Thürk, das auch Leser, die mit dem Autor nicht vertraut sind, in die Materie
einführt, gehen den beantworteten Fragen - 33 sind es an der Zahl - voran.
Zwischen den Fragen eingestreute Bonmots und Aphorismen lockern den Text
zusätzlich auf und runden den Eindruck des Gesamtwerks ab.
[Weitere Informationen zum Buch gibt es im
Harry Thürk
- Forum.]