Hans-Peter Ullmanns "Politik im deutschen Kaiserreich" ist im Rahmen
der "Enzyklopädie deutscher Geschichte" im Oldenbourg Verlag
erschienen. Alle Bände dieser Reihe geben zunächst einen Überblick bzw. eine
enzyklopädische Einführung in das jeweilige Themengebiet, bieten dann in einem
zweiten Abschnitt: "Grundprobleme und Tendenzen der Forschung" eine
Analyse des Forschungsstandes des jeweiligen Fachgebietes an und behandeln dann
die im Themenbereich 2 ausgeführte Literatur.
Auch dieser Band hält sich an diese Darstellung. Auf 52 Seiten wird eine kurze
Darstellung der politischen Geschichte des Kaiserreiches gegeben. Der Autor
weist im Vorwort dankenswerterweise daraufhin, dass Wirtschaft, Gesellschaft und
Kultur nur am Rande behandelt werden.
Dennoch ist gerade dieser erste Teil - auch wenn es sich um eine Einführung
handelt - zu oberflächlich. Hier sollte der Leser die Kaiserreich-Darstellungen
von W. Loth, H.-U. Wehler oder - meines Erachtens die beste, in der Tradition
Wehlers stehende Einführung von Volker Ullrich: Die nervöse Großmacht aus dem
Jahre 1997 anschauen. Auf 52 Seiten die Geschichte des Kaiserreiches
darzustellen, wobei hier relativ ausführlich auf den Interventions- und
Sozialstaat eingegangen wird, reicht nicht aus. Dieser Teil ist zu
oberflächlich und enttäuschend.
Gut gelungen hingegen ist der zweite Teil, der den Forschungstand und die
Tendenzen der künftigen Forschung auf dem Gebiet des Kaiserreiches darstellt.
Zwar ist auch hier anzumerken, dass das vor wenigen Wochen erschienene Buch von
Ewald Frie: Das deutsche Kaiserreich (Wissenschaftliche Buchgesellschaft,
Darmstadt) hier wesentlich ausfürhlicher und aktueller im Rahmen der
"Kontroversen um die Geschichte" diesen Forschungsstand darstellt,
aber als Einführung ist dieser Teil trotzdem brauchbar.
Teil 3 führt dannn die im Teil 2 benannte Literatur auf, wobei ich die
Darstellung von Volker Ullrich oder Joachim Radkau vermisst habe. Beide
Darstellungen erschienen 1997, die von mir besprochene Auflage stammt von 1999.
Die Bände müssten daher schon berücksichtigt sein.
Fazit
Insgesamt also leider ein zwiespältiges Fazit dieses Buches, welches allerdings
leicht zu lesen ist. Mehr als als erste Einführung für Laien kann es -
insbesondere im ersten Teil der Darstellung - nicht sein. Hier bleibt es leider
unbefriedigend.
Vorgeschlagen von Bernhard Nowak
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veröffentlicht am 01. Januar 2005 2005-01-01 08:10:56