Jakob Arjouni gehört meines Erachtens zu den wichtigsten Schriftstellern in
Deutschland. Seine Kayankaya-Romane wurden - zu recht - mit den Meistern des
Genres, Dashiell Hammett und Ross Macdonald, verglichen. Meisterhaft - und dies
gilt auch wieder für dieses Werk - ist einerseits seine feine Beobachtungsgabe
und die Fähigkeit, Spannung und Atmosphäre zu schaffen. Dies gelingt ihm auch
hier: Deutschlehrer Linde hat nicht nur eine schwierige Oberstufenklasse,
sondern auch familiäre Schwierigkeiten. Schließlich muss er sich für
Vorkommnisse in seinem Unterricht im Lehrerkollegium rechtfertigen.
Alles sehr spannend beschrieben und dargestellt. Aber: trotz allem wirkt die
Handlung arg strapaziert, die Charaktere zu stereotyp. Beispielsweise wird im
ersten Kapitel eine Diskussion in einer Oberstufenklasse über
Nationalsozialismus und die Haltung der Deutschen dazu dargestellt. Sie
eskaliert, weil sich zwei Schüler in die Haare bekommen. Der Lehrer schaut
hilflos zu. Ich dachte mir: nie und nimmer läuft so eine Diskussion ab. Alles
wirkt zu plakativ, zu "gewollt". Daher bleibt bei mir ein etwas
zwiespältiger Eindruck.
Fazit
Insgesamt dennoch empfehlenswert. Es ist erstaunlich, wie "frisch" und
"vielseitig" sich Arjouni immer wieder präsentiert und wie genau er
Spießertum und Schmutz in unserer ach so feinen "bürgerlichen"
Gesellschaft entlarvt. Lesenswert
Vorgeschlagen von Bernhard Nowak
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veröffentlicht am 09. Oktober 2004 2004-10-09 21:25:54