Mordermittlungen in gefahrvoller Abgeschiedenheit
Das sollen ja eigentlich für alle Gäste die schönste Zeit des Jahres sein. In
diesem malerischen. Dorf im Schnee. Das Wetter, die Lifte, das Entspannen
genießen. Nur um dann ins Bett zu gehen und nicht mehr aufstehen zu können.
Weil man blutrünstig zu Tode gebracht wurde. So zumindest ergeht es der toughen
Immobilien-Entwicklerin Charlotte Wretlind. Die allerdings nicht unbedingt nur
aus Urlaubsgründen vor Ort war. Was in der allgemeinen Panik unter den vielen
Touristen und auch der Meisten der Dorfbewohner zunächst untergeht.
Gut, dass das ungleiche Ermittlerpaar Hanna Ahlander und Daniel Lindskog schnell
vor Ort sind. Um dann zwar die ersten Spuren zu sichern, die Verbindung des
Opfers mit dem Ort zu Tage treten zu lassen, dann aber doch mehr und mehr auf
der Stelle zu treten. Denn die einfachen Antworten, die sich zunächst den
Ermittlern aufdrängen, erweisen sich als wenig belastbar und zielführend.
"Charlotte war ein Papakind. Sie hat immer nach seiner Bestätigung
gesucht".
Und das hat für die ermordete Frau nicht mit dem Tod des Vaters ein Ende
gefunden, scheinbar. Denn das angedachte Projekt vor Ort war ein Herzenswunsch
eben ihres Vaters, dem sich die Immobilienfachfrau verpflichtet fühlte. Warum
aber trifft diese Idee mit einem neuen Hotel abseits vom Ort auf so wenig
Gegenliebe vor Ort? Warum hat es den verstorbenen Vater so gedrängt? Was liegt
unter der zunächst blickdichten Decke über der Vergangenheit, was zu Morden in
der Gegenwart führen könnte?
Gut, dass die beiden Ermittler mit ihren sehr verschiedenen Persönlichkeiten
(die hier und da durchaus auch zu zwischenmenschlichen Spannungen führen) nie
auf eigene Art und Weise sich gleichermaßen verbissen in die Ermittlungen
einarbeiten. Und dabei am Rande durchaus relevante allgemeine Themen wie
Homosexualität und emotionale Verbindungen "im Dienst" (ein no go
eigentlich und daher spannungsgeladen auch auf dieser Ebene der Erzählung) mit
ins Licht rücken. Wie überhaupt Sten ein Händchen dafür besitzt,
Fallübergreifend ihre Hauptfiguren und deren Verhältnis zueinander immer in
den Ereignissen mitlaufen zu lassen, so dass Leser und Leserinnen emotional mit
eingebunden werden in die Hintergründe und tieferen Schichten der handelnden
Personen.
Was nach einer gewissen Zeit zwar auf Kosten der Spannung gehen wird (bei allen
unklaren Hintergründen und bei aller mangelnden Sympathie zunächst für die
"gnadenlose" Investorin) taucht dann doch eine klare Ahnung über den
Schuldigen auf, der man getrost vertrauen kann.
Fazit
Die bizarre, eiskalte und unwirtliche Umgebung im tiefsten Winter, alte
Rechnungen und neue Wut, ein in wichtigen Teilen "vor die Wand"
gefahrenes Leben, zumindest ein weiterer Mord und da temporeiche und dennoch
taffe Ermittlungsarbeit der beiden Polizisten samt der dichter werden
Atmosphäre zwischen den Hauptfiguren machen diesen dritten Band der Reihe zu
einer absolut lesenswerten Lektüre, die sehr flüssig im Stil daherkommt.
Vorgeschlagen von Lesefreund
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veröffentlicht am 16. Februar 2025 2025-02-16 15:08:20