Schräg und spannend und leger verfasst
Da kann man aber auch ungehalten werden. Gerade noch der gefeierte Star des
eigenen, 60. Geburtstages. Und überhaupt sich aus der "untren
Mittelschicht" eindeutig nach vorne und oben gearbeitet. Investor,
Finanzfachmann, Liebling seiner Anleger und Mittelpunkt des gesellschaftlichen
Lebens. Mit der Einschränkung, des "Neu-Reichen gesellschaftlichen
Lebens". Aber dafür hat Anthony ja wohlweislich damals Olivia geheiratet.
"Altes Geld" eben. Nicht von den Rücklagen auf dem Konto hergesehen,
da sah es mau aus damals, sondern aus Tradition wissend, wie man sich seriös
verhält. Auch wenn Olivia, die immerhin vier Kinder ihrem Anthony geboren hat
(mit gewissen Hintergedanken je zu den Zeiten, als es notwendig erschien,
schwanger zu werden), ansonsten aber viel smarter ist, als ihr Mann denkt. Und
daher das Haushaltsgeld reichlich auf ein eigenes, verborgenes Konto überweisen
lässt.
Soweit so fast normal in diesen reichen Kreisen. Und was wundert es, dass
Anthony, der scheinbar den Schwur als junger Mensch geleistet hat, keine Sekunde
Langeweile ertragen zu wollen, er auch als "Schürzenjäger vom
Dienst" durchaus bekannt ist. Sowohl Olivia als auch Anthony sind nicht
tief begeistert von den Persönlichkeiten ihrer vier Kinder. Jedes auf seine
Weide recht eigen veranlagt. Alle aber einig im Gedanken, dass das Leben ewig in
Reichtum weiterzugehen hat. Was ein erstaunliches Erwachen nach sich ziehen
wird. Denn eben war Anthony noch der vitale Star der Szene, und dann ist er tot.
Unglücklich, könnte man auf den ersten Blick denken. Vor allem aber
Ausgangspunkt zwischenmenschlicher Entwicklungen, die Mackie mit trockenem Humor
und viel Ironie auf den Weg bringt.
Denn, das hätte man nicht geahnt, im "Wartezustand der Zwischenwelt"
finden sich jüngst Verstorbene mit unklarer Todesursache ein und haben solange
zu verbleiben (in nicht angemessen Umständen, wie Anthony deutlich hervorhebt
in den Gesprächen mit seinen "Mentoren" der Zwischenwelt ebenfalls
eindeutig zum Ausdruck bringt, dass ist er sich einfach schuldig), bis sie die
genauen Umstände ihres Todes recherchiert haben.
Was bei Anthony nicht einfach sein wird (der Mann hat keine klaren Erinnerungen
an den Moment, als es geschah) und, da er nicht in Kontakt mit den Lebenden
treten kann, ihn darauf angewiesen macht, die Seinen akribisch zu beobachten, um
den Vorfall zu rekonstruieren. Nicht, dass er allzu enttäuscht vom Verhalten
seiner Sippe sein wird, er hält nicht viel von der ganzen Bagage, aber was da
alles im Hintergrund lauert, das überrascht sogar ich, der im Leben wenig
Skrupel kennt. Ebenso, wie die Seinen von den wahren Verhältnissen hinter der
glitzernden Fassade überaus unangenehm berührt sind.
Fazit
Und so lädt Mackie Leser und Leserinnen mit ihrem kurzweiligen und oft ein
Lächeln ins Gesicht bringenden Stil, Anthony bei der Lösung seines eigenen
"Kriminalfalles" zu begleiten und zugleich intensiven Einblick in die
(ziemlich einseitig und beschränkte) Sich der Seinen auf das Leben detailliert
zu verfolgen. Wobei, wenn man ehrlich ist, Olivia ihrem Göttergatten durchaus
hier und da die Show stiehlt. Mit überraschenden Wendungen, natürlich, wenn es
darum geht, was wirklich passiert ist an und in diesem Teich bei Anthonys
Geburtstagsparty.
Wobei die Einschübe im Werk über die eigenen Ermittlungen einer jungen
Bloggerin sich nicht selten als eher überflüssig herausstellen und den
hervorragenden sonstigen Eindruck der Geschichte ein wenig trüben. Aber das
kann man ja auch überlesen, wenn man möchte.
Vorgeschlagen von Lesefreund
[Profil]
veröffentlicht am 06. November 2024 2024-11-06 11:24:29