Dieser neueste Roman von Peter Huth ist ein neuer Gegenwartsroman zu einem
brandaktuellen Thema! Wer auf der Suche nach einer fesselnden Geschichte, die
jenseits von einem Kriminalroman passiert, der kann hier fündig werden. Obwohl
es am Ende nicht ganz ohne Verbrechen abgeht. Wer jedoch denkt, in die Welt der
Bienen und des Honigs entführt zu werden, der wird eher enttäuscht werden.
Peter Huth zeigt uns nicht die faszinierenden Aspekte der Imkerei, sondern
lässt uns auch die Menschen um den Ladenbesitzer, der Honig in Ort verkauft,
kennenlernen. »Der Honigmann« hat so viel mehr zu bieten, als nur leckeren
Honig!
Fine und Tim haben ihr persönliches Paradies in dem malerischen Fischbach
gefunden, das nur einen Steinwurf von der Großstadt entfernt liegt. Dort haben
sie schnell Freundschaften mit den anderen Hausbesitzern, die neuerdings als
Großstädter das ehemalige Dorf am Rande der großen Stadt fluten, geschlossen
und auch ihre Tochter fühlt sich wohl. Als ein älterer Mann beschließt, einen
kleinen Laden mit Honig, Tee und Dekoration zu eröffnen, fühlt es sich an, als
würde das letzte Puzzleteil in ihrem Idyll an seinen Platz fallen. Der
Honigmann ist immer für die Mütter da und verwöhnt die Kinder gerne mit
leckerem Kakao.
In Fischbach sind alle total verrückt nach dem Honigmann. Doch dann kommt ein
richtig krasses Gerücht über seine Vergangenheit auf. Jetzt ist plötzlich
alles, was vorher so sicher schien, in Gefahr: Freundschaften, Beziehungen,
sogar der Wohlstand. Was wird Fine tun, um ihre schöne Vorortidylle zu
retten?
Peter Huth hat die heutige Gesellschaft, die heutigen Menschen wie in einem
Mikrokosmos detailliert auseinander genommen und dargestellt. So sehr ich von
den Ereignissen und derer rasanter Entwicklung gefesselt war und ich von der
Geschichte gefesselt wurde, wurde ich doch auch schnell wütend. Wütend auf die
Menschen, die ich und auch jeder andere Leser aus seinem persönlichen Umfeld
kennt. Wütend auf Menschen, die nicht mehr nachdenken, die nichts anderes als
schwarz und weiß kennen, die keine andere Meinung als ihre eigene gelten
lassen,
Und dennoch zeigt der Autor auch, wie sich dank social media die Meinung
"des Volkes" sehr schnell wandeln kann. Rennt die Truppe zuerst auch
schnell in die eine Richtung, kann sie auch plötzlich eine 180-Grad-Wendung
machen. Und dies eingebettet in die Handlung um den Honigmann macht den Roman
extrem spannend. Man fiebert danach, zu erfahren, was in der nächsten Stunde
passieren wird. Denn schließlich läuft die gesamte Handlung nur eine Woche
lang. Man kennt dies aus dem realen Leben in der heutigen Zeit. »Der
Honigmann« ist deshalb ein unheimlich lesbarer Gegenwartsroman, den man nicht
missen sollte.
Interessant ist der Auftakt eines jeden Kapitels, der aus der Sicht und über
eine der Hauptpersonen. Als separater Abschnitt ist dies insofern hilfreich, als
dass man mit ihnen die einzelnen Figuren besser einschätzen kann und somit auch
bis zu einem gewissen Grade versteht, warum sich diesem gegenüber dem Opfer und
den anderen Nachbarn so und nicht anders verhalten. Dabei kommen Wendehälse
genauso zum Vorschein wie verbohrte Sturköpfe.
Noch nie habe ich solch einen spannenden Gegenwartsroman gelesen, der mich
gleichzeitig aber auch sehr wütend gemacht hat. Dabei entwickelt sich der Roman
infolge der Vorgänge auf dem letzten Drittel doch noch fast zu einem
Kriminalroman.
Fazit
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass dieser Gegenwartsroman ein absolutes
Muss für jeden Leser ist. Er spiegelt nicht nur die Realität eines großen
Teils der heutigen Bevölkerung wider, sondern ist auch so schönungslos und
authentisch, dass man das Gefühl hat, direkt aus dem Leben entnommen zu sein.
Auch wenn er einen manchmal wütend macht, genau das macht ihn so spannend und
relevant.
Vorgeschlagen von Detlef Knut
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veröffentlicht am 19. August 2024 2024-08-19 09:53:56