Alte Morde von Salisbury, das hätte wohl keiner erwartet! In der Grafschaft
Wiltshire im sonnigen Südwesten Englands geht es diesen Sommer echt heiß her.
Es ist so heiß, dass man fast schmelzen könnte! Und als ob das nicht schon
genug wäre, taucht plötzlich im ausgetrockneten Flussbett eine Leiche auf. Du
wirst es nicht glauben, aber es ist tatsächlich Lee Geary, der vor Jahren
verschwunden war! Da hat sich wohl jemand einen fiesen Scherz erlaubt oder was
meinst du? Echt verrückt, was hier in Salisbury so abgeht.
2011 ereignete sich etwas, das eng mit dem Fall der jungen Holly Gilbert
verbunden war. Holly fiel damals von einer Brücke und ihr Tod zog enormes
Medieninteresse auf sich. Die Menschen wollten Gerechtigkeit für Holly, sie
suchten nach einem Schuldigen. Schnell wurden drei Verdächtige verhaftet, und
einer von ihnen war Geary. Alle drei starben innerhalb weniger Monate nach
Holly. Somit könnte es vor neun Jahren mehrere Morde in Salisbury gegeben
haben, die bislang nicht aufgeklärt bzw. anders eingestuft waren.
In der glühenden Hitze kämpfen Inspector Matthew Lockyer und Constable Gemma
Broad darum, cool zu bleiben und die verwickelten Fälle von länger
zurückliegenden Verbrechen zu lösen. Dabei stoßen sie auf vergessene
Geheimnisse, die so manche Person lieber im Verborgenen gelassen hätte.
Diese Geschichte wird dominiert von einem Inspektor, der mit sich und seinen
Dämonen kämpft. Ein Umstand, der ihn dadurch umso menschlicher,
liebenswürdiger und authentischer werden lässt.
Da ist zunächst seine Mutter, die sich bei einem Besuch im Krankenhaus mit
Corona infiziert hatte und dann selbst so abbaut, dass sich Lockyer auf einen
Abschied vorbereitet. Außerdem ist da die Nachbarin, die ihm von einer
"Leiche im Keller" berichtet, die der Inspektor tatsächlich findet.
Was soll er machen? Er ist Polizist. Muss er diese Leiche und die Nachbarin
melden?
Schließlich erfährt er, dass sein Bruder, der bei einer Messerstecherei
getötet worden war, mit Drogen gedealt hatte. Eine Tatsache, die er nie für
möglich gehalten hätte, weil er glaubte, seinen Bruder gekannt zu haben. Nun,
Jahre später, stellt er fest, dass er seinen Bruder nie gekannt hatte. Er
wusste nicht, dass der sich an den Hof des Vaters gekettet gefühlt hatte, weil
er, der große Bruder, in die Stadt gegangen war, um Polizist zu werden.
Mit solchen Konflikten schafft Katherine Webb in »Die Morde von Salisbury« so
viel Menschlichkeit und Spannung in den Roman, dass man auf die Verbrechen
selbst fast verzichten kann. Man klebt an den Figuren, die diese Roman
ausmachen. Dazu gehören auch die noch junge Polizeipartnerin Broad, die für
einen der Verdächtigen ein besonderes Gefühl entwickelt, als auch die
Aussteigerin Jody, die Lockyers Vater auf dem Hof hilft und anscheinend auch mit
den Vorgängen von vor neun Jahren etwas zu tun haben könnte. Zu ihr fühlt
sich der Inspektor besonders hingezogen.
Auf vielen hundert Seiten erzielen die Ermittler keine vielversprechenden
Erfolge. Alle ihre Theorien zerplatzen immer wieder wie Seifenblasen. Immer
wieder scheinen sie in Sackgassen zu laufen. Doch wie oben beschrieben, gewinnt
der Roman seine Spannung nicht aus den Ermittlungen sondern aus den Figuren und
deren Konstellationen. Dadurch bleibt es spannend.
Erst auf den letzten hundert Seiten von »Die Morde von Salisbury« scheinen die
Ermittlungen voranzukommen nachdem aus einem der vielen Gespräche eine
Möglichkeit erkannt wird, wie es tatsächlich alles hätte sein können. Dann
geht es ganz rasant zu, und die schließlich Verdächtigen werden vor vollendete
Tatsachen gestellt. Und die Überraschung liegt schließlich doch beim Leser,
der sich vielleicht zwar auch in diese Richtung hin bewegt mit seinen
Vermutungen hatte, der aber keine Ahnung von den Motiven hätte haben können,
die zu den Taten führten. Diese Überraschung sollte sich kein Leser entgehen
lassen.
Fazit
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der menschelnde Krimi um vier Tote nicht
nur eine spannende Geschichte bietet, sondern auch eine tiefgründige
Betrachtung der menschlichen Natur darstellt. Der Inspektor, der sich intensiv
mit den Fällen auseinandersetzt, zeigt uns, wie stark Emotionen und
persönliche Verbindungen unser Handeln beeinflussen können. Die Entdeckung
einer Leiche bringt zudem die Möglichkeit eines Zusammenhangs zu den anderen
drei Toten auf, was den Fall noch rätselhafter und fesselnder macht. Als Leser
werden wir mitgerissen von der Suche nach der Wahrheit und dem Streben des
Inspektors nach Gerechtigkeit.
Vorgeschlagen von Detlef Knut
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veröffentlicht am 11. August 2024 2024-08-11 17:36:36