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Ernst Haffner: Blutsbrüder

Blutsbrüder

von Ernst Haffner
Verlag: atb [mehr Bücher von diesem Verlag zeigen]
Sparte: Belletristik
ISBN-13 978-3-7466-3069-4

Preis: 12,00 Euro bei Amazon.de [Stand: 31. August 2024]
"Die verlorene Generation"

Der deutsche Schriftsteller Ernst Haffner beschreibt in seinem Roman "Blutsbrüder" die Lebensumstände von obdachlosen Jugendlichen im Berlin der 1930er Jahre. Im Mittelpunkt steht eine Clique, die "Blutsbrüder". Authentisch spiegelt der Autor die sozialen Probleme der Jugendlichen. Meist aus zerrütteten Familien kommend oder aus Fürsorgeeinrichtungen ausgerissen, haben sie keine Chance ein reguläres Leben zu führen. Der Wunsch, lieber ein geregeltes Leben in einem zu Hause zu führen, bleibt ihnen verwehrt. In einem klaren, ohne Schnörkel gehaltenen Schreibstil, berichtet Ernst Haffner über die Bedingungen, die ihre Lebenslage und Lebenschancen weitgehend bestimmen. In allen Facetten schildert der Schriftsteller das harte Leben der Clique auf der Straße. Streng nach ihrem Motto "Mit uns oder gegen uns" geben sie sich gegenseitig Halt und Mut in ihrem Überlebenskampf. Einziger Zufluchtsort für die Jugendlichen sind echte Kaschemmen, wie die berühmt berüchtigte Rückerklause, Elendsquartiere und Lasterhöhlen für Gauner und Kriminelle.

Die Milieubeschreibungen der Berliner Unterwelten in den frühen 1930er Jahren erinnern sehr an den Roman "Berlin Alexanderplatz" von Alfred Döblin. Wirklichkeitsnah werden den LeserInnen die Perspektivlosigkeit und Verrohung der Blutsbrüder aufgezeigt, die letztendlich zu einem Abrutschen in die Kriminalität führt. In diesen traurigen Verhältnissen wollen zwei Mitglieder der Bande ausreißen und auf ehrliche Weise weiterkommen. Aber selbst mit dieser Absicht sind sie nicht dagegen gefeit, mit dem Gesetz in Konflikt zu geraten. Doch mit viel Mut und gegenseitigem Vertrauen treten sie den unvorhersehbaren Schwierigkeiten entschlossen entgegen.

Wer sich für dieses Thema - soziale Verhältnisse im Berlin der Weltwirtschaftskrise - interessiert, dem möchte ich noch gerne sowohl den Roman von Ulrich Alexander Boschwitz: "Menschen neben dem Leben", als auch die Romane von Irmgard Keun: "Das kunstseidene Mädchen" und natürlich Hans Fallada: "Kleiner Mann – was nun?" empfehlen.

Über Ernst Haffner ist äußerst wenig bekannt. Zwischen 1925 und 1933 war er als Journalist und Sozialarbeiter / Streetworker in Berlin tätig. Sein einziger Roman: " Jugend auf der Landstraße Berlin" wurde erstmals 1932 veröffentlicht. Bald darauf wurde es durch die Nationalsozialisten verboten und im Rahmen der Bücherverbrennung 1933 völlig vernichtet. 2013 später wurde der Roman neu entdeckt und veröffentlicht, diesmal unter dem Titel "Blutsbrüder". Seit 1938 gilt Ernst Haffner als verschollen.
Fazit
"Blutsbrüder" ist eine aufwühlende Romanreportage über obdachlose Jugendliche im Berlin der 1930er Jahre. Mit einem schonungslosen Realismus zeichnet Ernst Haffner ein trauriges Bild über unterprivilegierte Menschen in einer prekären wirtschaftlichen Weltlage, das bis heute fort existiert.
10 Sterne10 Sterne10 Sterne10 Sterne10 Sterne10 Sterne10 Sterne10 Sterne10 Sterne10 Sterne

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Vorgeschlagen von Heike Jaschhof [Profil]
veröffentlicht am 21. Juli 2024

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