Der Kriminalroman »Sherlock Holmes an der Saar« von Franziska Franke ist der
neueste Sherlock-Holmes-Roman vom KBV Verlag aus der Eifel. Die in Mainz
lebenden Franziska Franke schreibt ihre Romane um Sherlock Holmes und seinem
Partner David Tristram so stilecht, wie es das Original kaum besser machte.
Sherlock Holmes bleibt weiterhin versteckt und reist inkognito als Sven Sigerson
gemeinsam mit dem Buchhändler David Tristam. Während seines Besuchs bei einem
alten Freund in St. Johann, heute bekannt als Saarbrücken, trifft er zufällig
einen Arzt aus Mettlach, der am Vortag ein mysteriöses Paket ohne Absender
erhalten hat. Darin befand sich ein wertvoller, antiker Goldkelch. Der Arzt
bittet die beiden Herren, das Rätsel für ihn zu lösen. Dieses Rätsel
fasziniert Sherlock Holmes sofort, da er bereits vermutet, dass hinter der Sache
viel mehr steckt, als es den Anschein hat.
Holmes ist immer bereit für ein Abenteuer, so sagt er schnell zu. Jedoch sobald
sie beim Arzt in dem malerischen Ort Mettlach ankommen, dem Standort von
Villeroy & Boch, wird im Wald die Leiche einer unbekannten Person entdeckt. Nun
wird es für Holmes erst richtig spannend. Die Klärung der Identität des Toten
zieht sich in die Länge und es gibt noch weitere Todesopfer. Der gesamte Ort
ist in Aufruhr, während Holmes entspannt angeln geht, in der Hoffnung, einen
der berühmten Saar-Riesenwelse zu fangen.
Die Romane von Franziska Franke spielen zwar immer zur selben Zeit, nämlich zum
Ende des 19. Jahrhunderts, doch die Handlungsorte sind stets unterschiedlich. Es
ist erfreulich zu lesen, mit welcher Leichtigkeit die Autorin die örtlichen
Gegebenheiten, das Flair und die Atmosphäre wiedergibt und den Ton trifft, der
für Sherlock Holmes angemessen scheint.
Konsequent hält sich die Autorin auch bei »Sherlock Holmes an der Saar« an
die bei ihrem ersten Sherlock-Holmes-Roman eingeführte Rahmenhandlung. Der
Buchhändler und Verleger Tristram aus Florenz protokolliert seine Freundschaft
zu dem Meisterdetektiv und berichtet von seinem Erlebnissen mit ihm. Erzähler
des Romans ist also David Tristram und der Prolog gibt meist Aufschluss
darüber, wie die folgende Geschichte entdeckt wurde.
Die Lösung am Ende war wirklich unerwartet und erwies sich als überraschend
wendungsreich. Ich hatte nicht erwartet, dass der Plot in diese Richtung gehen
würde, was das Erlebnis besonders spannend machte. Zusätzlich zur
überraschenden Auflösung gab es eine besonders gefährliche Szene, die die
Spannung noch weiter steigerte. In dieser Szene wurde deutlich, wie schnell sich
die Ereignisse zu einer noch bedrohlicheren Lage entwickeln könnten, was dem
Ganzen eine intensivere und dramatischere Note verlieh.
Die Schriftstellerin Franziska Franke ist für ihr beeindruckendes Talent
bekannt, in der Tradition von Arthur Conan Doyle mit diesem weiteren
Sherlock-Holmes-Roman zu brillieren. Es ist immer wieder faszinierend zu sehen,
wie akribisch und detailgetreu sie die Figuren in ihren Büchern zum Leben
erweckt. Obwohl sie den Charakter des Privatermittlers nicht mehr stark
verändern kann, da er aus den zahlreichen Romanen und Erzählungen des
Originalautors bekannt ist, hat Franke dennoch genügend Spielraum, um ihre
eigenen Figuren zu entwickeln oder Nebenfiguren aus früheren Erzählungen
weiter auszugestalten. Besonders das Zusammenspiel zwischen Holmes und seinem
Freund Tristram, den er während seines Exils in Florenz kennengelernt hat,
sorgt für ein delikat amüsantes Leseerlebnis.
Fazit
»Sherlock Holmes an der Saar« verdient meine uneingeschränkte Empfehlung, es
langweilt nie. Ich hoffe auf eine Fortsetzung der Reihe. Die Art und Weise, wie
die Rahmenhandlung konzipiert wurde, macht das Lesen zu einem spannenden
kriminellen Erlebnis, das nicht nur für eingefleischte Sherlock-Holmes-Fans
geeignet ist.
Vorgeschlagen von Detlef Knut
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veröffentlicht am 15. Mai 2024 2024-05-15 09:35:32