"...das Wissen sitzt jetzt auch in deinem Körper, in jeder Pore, auch im
Herzen."
Die afrikanische Schriftstellerin Tsitsi Dangarembga knüpft nahtlos an den
zweiten Band "Verleugnen" an. In ihrem dritten und letzten Band der
Trilogie "Überleben" erzählt die Autorin den weiteren Lebensweg
ihrer Protagonistin in den 1990er bis 2000er Jahren. Tambudzai, genannt Tambu,
ist inzwischen im mittleren Alter von 40 Jahren. Nach ihrer Kündigung in einer
Werbefirma steht sie nun mittellos vor den Scherben ihres Lebens. Zusehends wird
Tambu desillussioniert und hoffnungslos. Doch das Blatt wendet sich, als sie
unverhofft ihre ehemalige Schulkameradin Tracey trifft. Sie stellt Tambu in
ihrem Touristikunternehmen als Mitarbeiterin ein. Von nun an verfolgt sie wieder
unerbittlich ihr Ziel: "...die bemerkenswerte wohlhabende Person zu werden,
die du sein möchtest."
Die Erzählstimme in diesem Roman ist Tambu. In Du – Form geschrieben,
bekommen die Leser/Innen ausdrucksvoll, in einer sehr intensiven Sprache, ihr
Lebens – und Selbstgefühl vermittelt. Aus einer hoffnungsfrohen, jungen Frau
wird zusehends ein harter, egoistischer Mensch, der auf dem besten Weg ist, sich
selbst zu verleugnen. Für ein besseres Verständnis dieser
Persönlichkeitsentwicklung empfiehlt es sich, zuerst die beiden vorhergehenden
Romane "Aufbrechen" (Band 1) und "Verleugnen" (Band 2) zu
lesen. Darin und in diesem Band thematisiert Tsitsi Dangarembga auch das
Verhältnis zwischen der weißen und der schwarzen Bevölkerung. Dabei bleibt
die Autorin ihrer Linie treu und richtet ein besonderes Augenmerk auf die
Situation schwarzer Frauen und der tief enttäuschten Kombattantinnen in
Simbabwe nach dem Unabhängigkeitskrieg. Authentisch bekommen die Leser/Innen
Einblicke in ihre Lebensanschauung und gesellschaftlichen Status, die für Tambu
letztendlich zu einem Wendepunkt in ihrem Leben führen. Sie muß eine
Entscheidung treffen, die ihre ganze Lebenslinie beeinflussen wird.
Tsitsi Dangarembga wurde 1959 in Mutoko, Rhodesien, heute Simbabwe, geboren.
Nach einem Studium an der Film – und Fernsehakademie in Berlin kehrte sie nach
Harare/Simbabwe zurück. Dort begann sie, sich sowohl für die Freiheits – und
Frauenrechte als auch für politische Veränderungen in ihrem Land einzusetzen.
Die mehrfach ausgezeichnete Schriftstellerin erhielt 2021 für ihren Debütroman
"Aufbrechen" den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. Tsitsi
Dangarembga lebt mit ihrem deutschen Mann und den drei gemeinsamen Kindern in
Harare. Nach wie vor ist sie dort bis heute politisch sehr aktiv.
Fazit
Tsitsi Dangarembga erzählt berührend und detailliert in ihrem Abschlußband
der Tambudzai-Trilogie "Überleben" den unerschütterlichen Kampf
einer schwarzen Frau um ein selbstbestimmtes Leben. Profund und mit
umfangreicher Sachkenntnis schreibt die Autorin über die sozial –
gesellschaftlichen Verhältnisse zwischen den weißen Nachfahren der
Kolonialisten und der schwarzen Bevölkerung in Simbabwe nach dem
Unabhängigkeitskrieg. Eine bewegende und mitreißende Lebensgeschichte, die
sicherlich bei den Leserinnen und Lesern einen nachhaltigen Leseeindruck
hinterlassen wird.
Vorgeschlagen von Heike Jaschhof
[Profil]
veröffentlicht am 18. April 2024 2024-04-18 08:33:08